DSLR, immer noch eine gute Wahl???
DSLR, immer noch eine gute Wahl??? Nach langem Abwarten hat Nikon Ende 2018 endlich seine neue Z – Serie im Bereich spiegelloser Vollformatkameras ( DSLM ) vorgestellt. Auch die Fa. Canon hat mit der neuen Eos R5/6 aktuelle Produkte in dieser Klasse am Start. Selbst in der Profiklasse bietet Canon mit der R3 und Nikon mit der Z9 absolute High End Kameras im spiegellosen Segment. Wendet sich das Blatt nun? Geht die Ära der DSLR langsam ihrem Ende entgegen oder haben beide Systeme nebeneinander her ihre Daseinsberechtigung?
Nikon D850* & Nikon z7*
In diesem Artikel stelle ich die beiden unterschiedlichen Systeme DSLR & DSLM vor. Meinen Artikel zur Vorstellung der neuen spiegellosen Vollformatkameras von Nikon findet ihr hier. Damit hat auch Nikon ein deutliches Zeichen gesetzt, was es von dieser Technologie für die nächsten Jahre erwartet. Wer solch ein hochwertiges und leistungsfähiges neues Kamerasystem am Markt platziert, hat natürlich große Erwartungen an die Entwicklungs- und Zukunftsfähigkeit dieser Technik!
Die Vorstellung der Nikon z50 für das APS C Format und der Nikon z5 als Vollformat Einstieg in das z System scheinen die ernsthaften Ambitionen von Nikon zu untermauern! Mit der vor kurzem vorgestellten Nikon Z9 ist nun auch eine Profikamera erhältlich. Damit entwickelt Nikon sein neues Z-System sehr breit und bietet mittlerweile sowohl für Einsteiger als auch für ambitionierte Hobbyfotografen oder Profis entsprechende Gehäuse an.
DSLR, immer noch eine gute Wahl???
Bei beiden Kameratypen handelt es sich um sogenannte Systemkameras. Beide Systeme bieten unterschiedliche Kamerabodies, Zoomobjektive, Festbrennweiten, Blitzgeräte und weiteres Zubehör, welches sich wechseln lässt. Wo also ist der entscheidende Unterschied? Was sind die jeweiligen Vor- und Nachteile der unterschiedlichen Systeme?
Meine neue Nikon z7* mit Objektiven & Zubehör
Viele Profis fotografieren mit beiden Kamerasystemen, den Spiegellosen Kameras ( DSLMs) und den Spiegelreflexkameras (DSLRs), denn alle Vorteile lassen sich bisher bei keinem Anbieter in einer einzigen Kamera vereint finden. Meinen Artikel, welche Kamera passt zu mir findet ihr hier. Vor einigen Jahren waren Spiegelreflexkameras noch das Nonplusultra beim Fotografieren. Und wer auf hohem Niveau fotografieren wollte, der kam um den Kauf einer DSLR möglichst mit Vollformat Sensor, inkl. Zubehör nicht herum.
Nikon D850* / Nikon z7*
Doch seit einigen Jahren haben die Spiegelreflexkameras nun ernsthaft Konkurrenz durch die spiegellosen Systemkameras DSLM bekommen. Sony und Panasonic haben als erste Hersteller den Weg für diese Technik bereitet! Beide Hersteller bieten seit Jahren Top-Produkte in diesem Segment inkl. mittlerweile auch großer Objektivauswahl! Nikon und Canon haben diese Technik lange Zeit nicht wirklich ernst genommen und beharrlich an ihren ausgereiften DSLR Systemen festgehalten.
So konnte Sony sich im Bereich DSLM mit Vollformatsensoren über Jahre einen riesigen Technologievorsprung erarbeiten. Was dazu geführt hat, dass Sony unangefochten die Verkaufszahlen in diesem Segment angeführt hat. Erst 2018 sind Nikon und Canon noch in letzter Minute auf den DSLM-„Zug“ aufgesprungen und haben es nun endlich geschafft, den Technologievorsprung von Sony aufzuholen.
Die spiegellosen Systeme hatten anfangs zwar noch mit einigen Kinderkrankheiten zu kämpfen, haben zuletzt aber kräftig aufgeholt und sind den DSLRs inzwischen in einigen Bereichen überlegen. Aus diesem Grund stellen sich für viele vor dem Kauf einer neuen Kamera die Frage: DSLR oder DSLM? Ich habe mich 2020 auch für die spiegellose Technik entschieden. Meine neue Kamera ist eine Nikon z7 geworden.
Allgemein
Fangen wir mit einem Unterschied, der bei der Frage DSLR oder DSLM und beim Betrachten verschiedener Modelle vermutlich als Erstes ins Auge fällt: Spiegellose Systemkameras sind kleiner als eine Spiegelreflexkamera und dementsprechend leichter. Auch die Objektive sind häufig kompakter. Der Grund dafür liegt auf der Hand: DSLMs verzichten wie schon erwähnt auf die aufwendige Spiegelkonstruktion im Inneren, wodurch eine wesentlich kompaktere Bauweise möglich ist.
Aufbau DSLR / DSLM Unterschied Spiegelkasten
Die geringere Größe ist in den meisten Fällen ein großer Vorteil. Wer häufig den ganzen Tag mit seiner Kamera unterwegs ist, freut sich über das geringere Gewicht und die kleinere Kamera, die einfach mobiler und auch besser unterzubringen ist. Lediglich für Menschen mit sehr großen Händen fühlen sich DSLMs ab und an zu klein an.
Meine Nikon Z7 mit Meike Griffverlängerung*
Auch bevorzugen manche wirklich große und massive Griffe, um die Kamera gerade mit langen Telebrennweiten oder lichtstarken Objektiven gut halten zu können. Das Problem lässt sich durch recht zierliche Griffverlängerungen aus dem Zubehör allerdings recht einfach lösen.
Nikon z6*, z50 (APS C)*, Nikon z7*
Insgesamt bleibt das kompakte und in vielen Fällen auch entsprechend leichte Gehäuse gerade unterwegs ein großer Vorteil der spiegellosen Systemkameras. Wer viel draußen zu Fuß unterwegs ist, vielleicht auch noch im Gebirge, wird diese Vorzüge sehr zu schätzen wissen!
Sucher
Elektronisch oder optisch?
Beginnen wir mit einem der grundlegenden Unterschiede. Bei einer DSLM fehlt die gesamte Spiegelkonstruktion. Trotzdem haben viele spiegellose Systemkameras einen Sucher zu bieten, wie geht das? Ganz einfach: es handelt es hier nicht um einen optischen Sucher, der ein „echtes“ Bild zeigt, sondern um einen elektronischen Sucher (kurz: EVF). Dieser elektronische Sucher ist im Grunde nichts anderes als ein kleines Display / Fernseher.
Bei einer DSLM fällt das Licht nicht zuerst auf den Spiegel, sondern direkt auf den Sensor, wo das Bild vereinfacht ausgedrückt „erzeugt“ und dann wieder in digitaler Form auf dem EVF / Sucher ausgegeben wird. Es ist also ein künstlich erzeugtes und kein echtes Bild. Der elektronische Sucher der spiegellosen Kamera hat natürlich einen größeren Strombedarf, liefert aber weitaus mehr Anzeige-Funktionen und Unterstützung als der mechanische Sucher der SLR.
Arbeitsweise Sucher DSLM
So sieht man beispielsweise in einem elektronischen Sucher das Bild in der Form, in der man es später auch auf seiner Speicherkarte wiederfinden wird. Das heißt: Wenn man Einstellungen wie zum Beispiel die ISO-Empfindlichkeit verändert, sieht man im Sucher auch gleich, wie sich das auf das Bild auswirken wird.
Bei einem optischen Sucher ist das nicht der Fall – logisch, hier schauen wir ja sozusagen nur in einen Spiegel und nehmen das Motiv vor der Linse so wahr, wie wir es mit unserem menschlichen Auge eben erfassen. Ob man einen OVF oder einen EVF und damit DSLR oder DSLM bevorzugt, muss jeder für sich selbst entscheiden. In diesem Artikel habe ich die Vor- und Nachteiel beider Systeme genauer betrachtet.
Nikon z6/7 elektronischer Sucher
Beide Systeme haben Vor- und Nachteile. Doch in der günstigeren Klasse bis sagen wir 500 Euro haben die Spiegelreflexkameras die Nase vorn. Schon allein deshalb, weil viele DSLMs in dieser Preisklasse überhaupt keinen Sucher besitzen. In etwas höheren Preisklassen ist in den Augen vieler aber der elektronische Sucher mit all seinen Einblendungen und der Möglichkeit, das fertige Bild mit Berücksichtigung der Einstellungen anzeigen zu lassen, die bessere Wahl.
Sensorformate
Microfourthird / APS C / Vollformat
Die Hersteller von Systemkameras bieten Vollformat-Sensoren und kleinere, wie APS-C- oder Micro four third-Sensoren. Die Bildqualität von spiegellosen Kameras und der von Spiegelreflex Kameras ist bei identisch groß verbauten Sensoren auch gleich gut. Selbstverständlich gibt es hier kleinere und größere Qualitäts-Unterschiede zwischen den Marken und Sensoren.
Verschiedene Sensorgrößen
Sowohl DSLRs als auch DSLMs können mit großen oder kleinen Sensoren arbeiten, da gibt es keine Einschränkungen bei einem der beiden Systeme. Im teuren Vollformat-Bereich ist die Auswahl bei den DSLRs aktuell aber noch etwas größer. Wie die Neuvorstellungen der spiegellosen Kamerasysteme von Nikon und Canon zeigen, ändert sich das auch gerade!
Autofokus & Geschwindigkeit
Kontrast- oder Phasen AF?
Größere Unterschiede bei der Beantwortung der Frage DSLR oder DSLM gibt es dann aber wieder beim Autofokus. Hier gibt es zwei verschiedene Technologien: Phasendetektions-AF und Kontrast-AF. Spiegelreflexkameras arbeiten mit einem Phasendetektions-AF, der schneller ist als ein Kontrast-AF und vor allem bei schlechten Lichtverhältnissen zuverlässiger seine Dienste verrichtet.
AF Felder Sony 7R III
Noch vor einigen Jahren gab es ausschließlich DSLMs mit Kontrast-AF, was ein klarer Vorteil für die DSLRs war. Diese setzen nämlich auf ein zusätzliches Autofokus-Modul im Kamera-Gehäuse (in dem der Phasen-AF untergebracht ist), mit welchem die DSLMs nicht aufwarten konnten. Meinen Artikel zur Autofokustechnik findest du hier.
AF Felder Vergleich Sony A7R / Nikon D850
Mittlerweile verbauen die Hersteller teurer spiegelloser Systemkameras ebenfalls Phasendetektions-Messfelder und zwar auf dem Sensor selbst! Oftmals gibt es sogar zusätzlich zu den Phasen-AF-Messfeldern auch Kontrast-AF-Messfelder. Diese Kombination nennt sich dann Hybrid-Autofokus.
In Bezug auf die Geschwindigkeit gibt es nun in den teureren Preisbereichen also kaum mehr Vorteile für die DSLRs. Im Gegenteil, denn die Abdeckung mit Autofokusfelder speziell beim Vollformat war gerade bei DSLRs immer ein Schwachpunkt. Im Randbereich war diese häufig äußerst lückenhaft.
Heutige DSLMs bringen es auf sagenhafte 95% Bildfeldabdeckung mit ihren Autofokusfeldern. Dazu haben diese die Geschwindigkeiten dermaßen gesteigert, dass die DSLR jetzt das Nachsehen haben. Auch im Bereich Video ist die AF Verfolgung auch gerade sich bewegender Motive deutlich besser als bei den DSLRs. Die Zeiten ändern sich und zwar ziemlich schnell.
Meine neue Nikon z7 mit passenden Objektiven
Energiebedarf & Verschluss
Die Akkulaufzeit. Hier hat eine DSLR im Vergleich zur DSLM die Nase vorne, denn hier muss dank OVF kein elektronischer Sucher mit Strom versorgt werden. Wer also mit einer DSLM fotografiert und den ganzen Tag unterwegs ist, zum Beispiel bei einer Hochzeit oder bei einem Ausflug, sollte sich einen oder mehrere Ersatzakkus zulegen. Aber auch hier hat die DSLM die letzten Jahre erheblich aufgeholt. Hier ist für die Zukunft zu erwarten, dass sich das ehemalige „Stromproblem“ der DSLMs immer weiter entspannt!
Nikon z6* / Nikon D750*
Ein elektronischer Verschluss wie er in vielen DSLMs verbaut ist sehe ich auch als Vorteil an. Zum einen ist er lautlos, zum anderen verschleißfrei. Zuletzt lassen sich damit auch noch kürzere Verschlusszeiten bis zu 1/32000 Sekunde realisieren. Dann wäre da noch die Möglichkeit, bei den spiegellosen Systemen einen ND Filter direkt in die Kamera zu implementieren, der sich bei Bedarf zuschalten lässt. Für mich als Nutzer von den sperrigen analogen ND Filtern natürlich ein Traum. Meinen Artikel dazu findet ihr hier. Die neue Nikon Z9 verzichtet mittlerweile kpl. auf einen mechanischen Verschluss.
Nikon D 780, das beste aus beiden Welten?
Mit der NIkon D780 hat Nikon Anfang 2021 noch einmal versucht, das Leben der DSLR zu verlängern. Hier hat man praktisch den Sensor der Z 6 in ein DSLR-Gehäuse der D750 eingebaut. Er ist nun rückseitig belichtet (BSI-Bauweise), um mehr Licht einzufangen. Entscheidend ist die Integration von Phasendetektions-Pixeln, die im Live-View und Video-Modus eine deutlich schnellere Fokussierung ermöglichen und somit auf „Augenhöhe“ mit aktuellen DSLM ist.
Dieser Hybrid-Autofokus deckt vertikal und horizontal rund 90 % des Bildes ab und beherrscht im Gegensatz zum Sucher-AF auch eine Augenerkennung. Die Sensorempfindlichkeit lässt sich zwischen ISO 100 und ISO 51.200 wählen, zudem existieren Low- und High-Erweiterungen, die minimal ISO 50 und maximal ISO 204.800 entsprechen.
Im Sucherbetrieb wird also über das bekannte Multi CAM 3500 II AF Modul mit 51 Feldern fokussiert. Im Live View direkt auf dem Sensor. Damit erreicht die D780 im Liveviewmodus eine Bildrate von bis zu zwölf Aufnahmen pro Sekunde. Hierfür ist der Modus „Stille Auslösung“ zu aktivieren. Bei der Bildkontrolle über den Sucher schafft die DSLR bis zu sieben Bilder pro Sekunde. Für beide Fälle gilt: Das AE- und AF-Tracking steht zur Verfügung.
Zusammengefasst
Ob dieser Ansatz wirklich das Leben der DSLR verlängert, würde ich bezweifeln. Zumal der aufgerufene Preis oberhalb von 2000 € sehr optimistisch ist! Für mich scheint die DSLR Technik definitiv am Ende ihrer Entwicklungszeit angekommen, ähnlich wie der Verbrennermotor.
High End DSLR Nikon D850, alles was geht! State of the Art!
Natürlich gibt es noch Einsatzfälle, wo die DSLR überlegen ist. Gerade bei Frage der Objektivauswahl wird es für die DSLM Systeme noch einige Zeit dauern, bis man ähnlich breit aufgestellt ist! Allerdings wird es wohl keine entscheidende Weiterentwicklung mehr für DSLR Systeme geben. Nikon und Canon haben dies ja auch so schon für ihre DSLR Sparten bestätigt.
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Fazit / Empfehlung
Die Spiegellosen haben in den letzten Jahren sehr deutlich aufgeholt und in vielen Punkten mittlerweile die Nase vorne. Zum Beispiel in Sachen Kompaktheit, Video, elektronischer Sucher und überwiegend auch beim Autofokus. Allerdings sind auch DSLRs noch nicht ganz abgemeldet, wie eine Nikon D850 immer noch deutlich unter Beweis stellt. Dazu ist jedes System nur so gut und leistungsfähig, wie das verfügbare Zubehör und vor allem die vorhandenen Objektive.
Und gerade in diesem Bereich können die etablierten DSLR Hersteller mit einer Riesenauswahl an allen erdenklichen Optiken aufwarten. Bis dieser Zustand bei den spiegellosen Kameras erreicht ist, wird sicherlich noch das eine oder andere Jahre vergehen! Die letzten Neuvorstellungen von Nikon, Canon, Sony & Panasonic im Bereich spiegelloser Vollformatsysteme zeigen allerdings deutlich, in welche Richtung die Entwicklung geht. Schaut man sich die aktuelle Nikon Z9 und das mittlerweile doch schon breite Objektivportfolio für das Z-System an, scheinen die Tage der DSLR allerdings gezählt zu sein.
Weiter Technik Erfahrungsberichte findet ihr hier.
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