Monitorkalibrierung für die Bildbearbeitung, mit dem Spyder X Elite.
Monitorkalibrierung für die Bildbearbeitung, mit dem Spyder X Elite. Der erste Schritt zum Farbmanagement ist die Kalibrierung des Monitors, wozu ein sogenanntes Colorimeter benötigt wird. Mit dem neu vorgestellten Spyder X geht Datacolor mit einer vollständig neuen Colorimeter-Konstruktion ins Rennen. Seit ich vor ca 8 Jahren begonnen habe, meinen Bildschirm zu kalibrieren, arbeite ich mit Geräten der Fa. Datacolor.
Farbmesstafel
Ich empfehle wirklich jedem, der fotografiert und seine Bilder am Rechner „entwickelt“, das Geld und die Zeit für ein entsprechendes Tool zu investieren. Wir sprechen hier über einen Neupreise ab 75 €. Bedenkt man die Kosten allein für ein Objektiv bzw. für einen neuen Monitor, ist das sicherlich die günstigere Variante, seine Bilder zu verbessern. Auch gerade bei einfachen TN Monitoren ist der Farbunterschied vor und nach Kalibrierung oft eklatant.
Monitorkalibrierung für die Bildbearbeitung, mit dem Spyder X Elite.
Farbmanagement
Beim Farbmanagement geht es prinzipiell nur um eine einzige Sache, und zwar, dass die Farben und Helligkeit von dem aufgenommenen Bild über die Bildbearbeitung bis hin zur Ausgabe gleich bleiben. Kurz gesagt: Der Druck soll der Darstellung am Monitor so ähnlich wie möglich sein. Nur so ähnlich wie möglich? Ja, so ähnlich wie möglich.
Eine hundertprozentige Reproduktion ist nicht möglich, da das Monitorbild von hinten „durchleuchtet“ wird und das gedruckte Bild Licht reflektiert und absorbiert. Somit lässt sich eine hundertprozentig identische Darstellung auf diesen zu unterschiedlichen Medien nicht erreichen!
Der erste Schritt zum Farbmanagement ist gleichzeitig der wichtigste. Er legt nicht nur den Grundstein für das Wissen, das man sich aneignen sollte, sondern er liefert auch die Basis, von der alles ausgeht. Das Colorimeter ist hierbei die Hardware, um die es geht.
Grundsätzliches
Kalibrierung / Profilierung
Kalibrierung bedeutet, den Monitor auf bestimmte Werte einzustellen. Profilierung bedeutet, die Wiedergabewerte zu messen und diese mit den Soll-Werten über ein Profil anzugleichen. Jeder Monitor ist profilierbar, aber nicht jeder Monitor ist kalibrierbar. Wenn man z.B. an einem Laptop arbeitet, kann man den Monitor profilieren, aber nicht hardwaremäßig kalibrieren.
Beim Kalibrieren wird der Monitor „linearisiert“ und auf gewisse Werte für die Helligkeit, Farbtemperatur und Helligkeitsverteilung eingestellt. Diese Werte lassen sich an den meisten Monitoren natürlich auch ändern. Allerdings lassen sich keine speziellen Richtwerte für z.B. die Farbtemperatur (Kelvin) oder die Helligkeitsverteilung (Gamma) einstellen. Diese Werte benötigt die Software jedoch, damit das Farbmessgerät wiederum eine korrekte Profilierung durchführen kann.
Aus den vorgegebenen Ist-Werten kann so die Abweichungen ermittelt werden und somit das Korrekturprofil erstellt werden. Diese Korrektur erfolgt dann direkt in der Monitorelektronik. Die Grafikkarte bleibt dabei kp. Außen vor. Hierbei erhält man ein wesentlich feineres Farbspektrum des Bildschirms, welcher diesen Farbraum besser darstellen kann als bei der Lösung über die Grafikkarte. Dies bezeichnet man als sogenannte,
Hardwareseitige Kalibrierung
Wenn der Monitor kalibriert, werden kann (in der sogenannten Look UP Table = LUT), ist das immer der Königsweg und der Profilierung über die Grafikkarte vorzuziehen. Nicht jeder Monitor kann aber hardwareseitig kalibriert werden. Die wirklich guten Monitore zum Beispiel von EIZO, Benq Nec, oder mein LG 31mu97 haben genau diesen Vorteil.
Spyder X
Verarbeitung / Ausstattung
Der Spyder X* ist, wird in der Pro- und Elite-Version verkauft. Während die Hardware beider Versionen identisch ist, unterscheidet sich der Funktionsumfang der Software deutlich. Zwar bringt die knapp 180 Euro teure Pro-Version alle für Fotografen notwendigen Funktionen mit, aber mit der etwa 280 Euro teuren Elite Version kann man noch einiges mehr machen, wie zum Beispiel Projektoren kalibrieren, erweiterte Einstellungen vornehmen etc.
Auch wenn das Gehäuse des Spyder X bis auf die Farbe dem Spyder 5 zum Verwechseln ähnlich sieht, hat sich einiges an der Hardware geändert. Die Wabenstruktur auf der dem Monitor zugewandten Seite ist verschwunden und eine große Glaslinse dominiert den Mittelpunkt des SpyderX*. Die Linse liegt etwas tiefer im Gehäuse. Das verhindert zum einen, dass die Linse zerkratzt, wenn der Spyder X auf dem Monitor angebracht wird. Zum anderen wird die Streulichtgefahr reduziert.
Mit dem Einsatz einer Linse ist dann auch der Wabenfilter verschwunden. Dieser hatte bei den vorherigen Spyder-Modellen die Aufgabe, den empfindlichen Gelatine-Filter zu schützen und Streulicht abzufangen. Die Abdeckung der Linsenseite übernimmt eine Kappe, die gleichzeitig das Gegengewicht ist, mit dem der SpyderX vor dem Monitor gehalten wird. Damit die Kappe/Gegengewicht nicht verloren geht, wird ist sie am Kabel befestigt, kann aber noch an diesem bewegt werden, um optimal als Gegengewicht eingesetzt werden zu können.
Messkopf
Im Zuge meines Workshops „Drucklabor“ stelle ich immer wieder fest, dass die Teilnehmer vor Ort nach erfolgreicher Kalibrierung ihrer Laptop-Displays doch extrem positiv erstaunt über das Ergebnis sind. Das Paket zur Bildschirmkalibrierung besteht aus lediglich 2 Teilen. Zum einen dem Messkopf und zum anderen der Kalibriersoftware. Die gesamte Prozedur gestaltet sich selbst für Laien absolut simpel. Es sind eigentlich keinerlei Vorkenntnisse über Farbmanagement erforderlich. Meine Artikelserie Farbmanagement für Anfänger findet ihr hier.
Welche Kalibrierungs-Einstellungen sind richtig?
Die Fachbücher und viele Experten raten zu den folgenden Grundeinstellungen für die Fotografie:
- Leuchtdichte 120 cd/qm (Leuchtkraft des Bildschirms)
- Weißpunkt – CIE Lichtart D65 (6.500 Kelvin Farbtemperatur)
- Gamma 2.20
Ich persönlich rate zu angepassten Einstellungen je nach Umgebungslicht. Das bedeutet, wenn man im Dunkeln sitzt, also die Rollos herunterlassen oder nur eine kleine Tageslichtquelle hat, dann ist eine Leuchtdichte von 100 cd/qm ausreichend, und somit die Augen geschont werden.
X Rite Farbmesstafel
Installation
Die Installation ist für jeden einfach zu bewerkstelligen. Entweder man installiert die Software über die beigelegte CD oder besser man bezieht die aktuelle Version als Download über den Supportbereich des Herstellers. Während der Installation wird eine Aktivierung mithilfe der Seriennummer notwendig. Diese kann entweder direkt per Internet oder auch offline durchgeführt werden. Nach Abschluss der Aktivierung erhält man einen Lizenz-Code.
Vorbereitungen
- Monitor am besten schon ein paar Stunden vorher einschalten, bei LED natürlich nicht mehr nötig
- Raumstörende Lichtquellen abschalten
- Bildschirmschoner deaktivieren
- Energiesparfunktionen deaktivieren
- sofern vorhanden: Abschaltung der Displaybeleuchtung verhindern
- Messgerät Spyder per USB anschließen
- Spyder Software starten
Inbetriebnahme
Nach dem Start der Software erscheint eine Checkliste mit den wichtigsten Vorraussetzungen:
- „Vorwärmen“
- „Umgebungsbeleuchtung“
- „Einstellungen des Anzeigegeräts“
- „Anschließen von Spyder“
Der Kalibriervorgang
Nun kann man mit der Kalibrierung anfangen und positioniert den Spyder auf die angezeigte Fläche. Das USB-Anschlusskabel sowie das Gegengewicht hängt man einfach über den oberen Gehäuserand des Monitors. In den meisten Fällen muss jetzt noch die Helligkeit der meistens viel zu hell eingestellten Monitore korrigiert werden. Es reicht, die Zielwerte ungefähr zu erreichen.
Je näher diese Werte beieinander liegen, desto weniger muss später die Grafikkarte (LUT) über das Monitorprofil „verbogen“ werden. Man folgt nun den weiteren Anweisungen am Bildschirm. Sobald der Messvorgang vollständig abgeschlossen ist, kann das erzeugte Monitorprofil abgespeichert werden. Die erste Kalibrierung ist nach keinen 5 Minuten erledigt. Meine Artikel zum Monitorgrundwissen gibt es hier.
Datacolor Spyder Kalibriersoftware, Messkopfpositionierung
Der Kalibrationsvorgang: Ergebnis
Ist das Profil abgespeichert, geladen und aktiv, wird auch schon das Messergebnis angezeigt. Datacolor hat hierfür extra eine Vorher/Nachher-Ansicht integriert. Das Ergebnis ist in den meisten Fällen ziemlich überraschend! Und zwar dahingehend, wie „schlecht“ bzw. farbstichig das Bild vorher war. Wie oben schon geschrieben, können wir hier gerade bei einfachen TN Monitoren häufig erhebliche Verbesserungen betrachten.
Datacolor Spyder Kalibriersoftware, Vergleichsansicht
Eine kleine Funktion mit dem Namen SpyderTune findet sich ebenfalls am Ende des Kalibrierungsprozess. Mit dieser Funktion lässt sich ein zweiter Monitor mit Hilfe von Schiebereglern manuell auf den zuvor kalibrierten Monitor anpassen. Damit lassen sich dann die verschiedenen Monitore ziemlich aneinander annähern, was den Bildeindruck angeht.
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Bewertung / Fazit
Einsteiger werden durch die verschiedenen Arbeitsschritte geführt und Profis erhalten eine Vielzahl von Einstellungsoptionen zur Anpassung. Drastisch geändert wurde hingegen die Arbeitsgeschwindigkeit des Colorimeters. Vorbei sind die Zeiten des gemütlichen Messens der Farbtafeln.
Diese wechseln sich dermaßen schnell ab, dass man meinen könnte, es würde lediglich eine Demonstration der Software ablaufen und nicht eine echte Messung. Rein visuell können die Ergebnisse der Kalibrierung überzeugen. Alles in allem ist Spyder X ein gelungener Einstieg in das Farbmanagement und ein überzeugendes Upgrade, wenn ein neues Colorimeter angeschafft werden soll. Meine Artikelserie über Farbmanagement findet ihr hier.
Mein Artikel zum Farbmanagement findet ihr hier.
Meine Buchempfehlungen findet ihr hier.
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Danke für die Hinweise. Hat mir sehr geholfen.
Hallo Jula,
Vielen Dank für den netten Kommentar! Es freut mich wenn mein Beitrag hilfreich war!
Gruß Stefan