Fine Art Papiere, eine Einführung.
Fine Art Papiere, eine Einführung. Eine meiner großen Leidenschaften gilt dem gedruckten Bild. In gesteigerter Form als Fine Art Drucke. Es gibt für mich nichts Vergleichbares, was das fotografierte Bild auch nur annähernd so in Szene setzen kann, wie ein perfekter Fine Art Druck.
Egal ob in Farbe oder Schwarzweiss, matt oder glänzend. Bei guter Umsetzung wissen alle Varianten durch diese kaum beschreibbare Ausstrahlung zu überzeugen, welche man nur mit speziellem Papier und hochwertigster Tinte erreichen kann.
Fine Art Printing
Definition
Die Bezeichnung Fine Art-Printing bezieht sich also auf den Anspruch der größtmöglichen Bildqualität in Bezug auf Auflösung und Farbumfang. Sie beinhaltet aber auch die Wahlmöglichkeit unter einem großen Angebot an Papierqualitäten und hohe Anforderungen an die Haltbarkeit der Druckfarben.
Epson SC P900 neuer Tintensatz
Wer höchste Anforderungen an die Haltbarkeit seiner Prints stellt, sollte sich für die Verwendung von pigmentbasierten Tinten entscheiden. Daraus folgt dann bereits eine gewisse Einschränkung bei der Wahl eines geeigneten, hochwertigen Druckers.
Voraussetzung
Hat man sich entschieden, nach Benutzung eines Office Druckers auf ein hochwertiges Fine Art Modell wie z. B. die Epson Geräte SC P 600/800 oder die Nachfolger 700/900 umzusteigen, sollte man unbedingt die Folgekosten bedenken. Zwar liefern die Hersteller in diesen Modellen schon größere Tintenpatronen aus, der Verbrauch gerade auch bei Druckformaten A3 / A2 ist allerdings erheblich. Papiere können auch schnell einige Euro kosten.
Mein Epson SC P900*
Ich selber habe ca. 7 Jahren einen Epson SC P800, welcher Max A2+ drucken kann genutzt und bin mittlerweile auf den Nachfolger SC P900 umgestiegen. Einen Erfahrungsbericht zum Epson SC P800 findet ihr hier. Da Fine Art Printing eine „Wissenschaft“ für sich ist, habe ich eine kleine Artikelserie mit dem Namen „Drucken Fine Art Printing“ veröffentlicht. Meine Papierempfehlungen für den Fine Art Druck hier. Mit dem Kapitel Farbmanagement sollte man sich dann allerdings zumindest grob beschäftigen. Einen Artikel dazu findet ihr hier.
Papiere
Ein Irrglaube ist allerdings, dass Fine Art Drucke erst ab A3 Spaß machen. Ganz im Gegenteil; ich habe die Erfahrung gemacht, dass selbst A5 beeindruckend sein kann. Letztlich kommt es auch auf die Präsentation an. Ein toller Rahmen, ein schönes Passepartout lassen auch die kleinen Formate zur Geltung kommen. Natürlich beeindruckt A2 allein schon durch die reine Größe. Das ist aber bekanntlich nicht alles.
Viele Fine Art Papiere sind auch in kleinen Formaten erhältlich, z.B. 13 x 18 cm.
Zumal keine Wohnung unendlich viel Wandfläche für solch riesige Formate bietet. Daher hier mein Appell, kleine „Kunstwerke“ zu schaffen. Kleine Bildformate werden häufig auch benutzt, um den Betrachter zu bewegen, genauer hinzuschauen und sich intensiver mit dem Bild zu befassen. Natürlich sind die kleinen Formate auch eine gute Übung für die ersten A3 /A2 Drucke. Hier geht es zu meinem Artikel mit meinen Papierempfehlungen. Meine kleine Papierkunde findet ihr hier.
Fine Art Papiere
Einfache Fotopapiere, sog. PE Papiere sind Massenpapiere (sie entsprechen dem typischen belichteten Fotopapier), sind kostengünstig und sind nur in zwei Oberflächen verfügbar: Hochglanz oder Pearl/Lustre/Seidenglanz. Die Bildqualität ist auf diesen Papieren nicht schlechter, als auf Fine Art Papieren. Nur der „Charakter“ ist auf ein Minimum reduziert. Schnell, günstig, universell – passt immer. Ideal für kurzfristige Präsentationen oder Konzepte und als Arbeitskopie.
Vielerorts herrscht die Meinung vor, dass Fine Art mit dicken und matten Papieren gleichzusetzen ist. Aber ganz so einfach ist es nicht. Welche Qualitätskriterien echte Fine-Art-Papiere erfüllen müssen und für welche Zwecke man sie am besten einsetzt, werde ich in den folgenden Ausführungen schildern.
Verschiedene Papieroberflächen
Fine-Art-Papiere sind Künstlerpapiere bzw. leiten sich davon ab. Begonnen hat die Ära der Inkjet-Fine-Art-Papiere ca.1997, als der Papierhersteller Hahnemühle zeitgleich mit dem französischen Hersteller Canson anfing, seine Künstlerpapiere für den Tintenstrahldruck zu beschichten. Nach einem Jahrzehnt feiert Hahnemühle Geburtstag mit einem Portfolio von 24 Medien, die sich für Digitalfotografen eignen. Die Beschichtung der Fine-Art-Papiere ist häufig eine matte, poröse Beschichtung. Sie ist von der Zusammensetzung her ähnlich wie die mikroporöse, die für den normalen Fotodruck eingesetzt wird.
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Die Schicht, die auf Fine-Art-Papiere aufgetragen wird, ist wesentlich gröber. Sie besteht überwiegend aus Kieselsäure (Silica), Bindemittel und, je nach Anwendung, etwas optischen Aufhellern. Ein großer Unterschied zu normalen Fotopapieren ist die fehlende Sperrschicht zwischen Papierträger und Tintenaufnahmeschicht. Ist die Empfangsschicht übersättigt, dringt die Tinte in die Grundschicht ein, die Farben verlaufen, und das Papier beginnt sich zu wellen (cockling). Um das zu verhindern, sind die Fine-Art-Beschichtungen besonders hochauflösend.
Haltbarkeit / Weißgrad
Neben der fehlenden Beschichtung gibt es noch weitere Unterschiede zum regulären Fotopapier. An Fine-Art-Papiere wird der Anspruch einer hohen Haltbarkeit gestellt. Aus diesem Grund muss das Papier säure- und ligninfrei sein. Das schützt vor Säurefraß und Vergilben. Das Papier wird daher entweder aus Alpha-Zellulose oder Linters hergestellt (Linters bestehen aus dem Fasermaterial der Samenkapsel der Baumwollpflanze).
Ein weiterer wichtiger Punkt bei den Fine-Art-Papieren ist die Verwendung von optischen Aufhellern bzw. deren Nicht-Verwendung. Optischen Aufhellern wird nachgesagt, dass sie schnell verfallen und damit die Optik des Papiers langfristig negativ beeinträchtigen.
Unterschiedliche Weissgrade bei Papieren
Optische Aufheller
Die Fa. Hahnemühle hat dazu folgenden Text veröffentlicht: „Optische Aufheller sind weiße oder farblose Substanzen im Papier. Sie wandeln ultraviolettes Licht in sichtbares Licht um und bewirken damit, dass das Papier heller oder weißer erscheint. Sie verändern die Farbe des Papiers selbst nicht; sie täuschen lediglich das Auge, weiße Farbe zu sehen. Werden diese optischen Aufheller lange Zeit UV Licht ausgesetzt, so verlieren sie ihre fluoreszierende Eigenschaft. Zurück bleibt die normale Farbe des Papiers“.
Weiß wird also nicht gelb, sondern nach gewisser Zeit tritt der Originalfarbton des Papiers wieder zutage. Dieser kann evtl. gelblich sein. Nach einiger Zeit nimmt die vom Auge wahrgenommene Farbe eines Papiers wieder die ursprüngliche Grundfarbe des Papiers an, welche das Papier ohne optische Aufheller hatte. Das dazu. Also alles keine Zauberei.
Aus diesem Grund versuchen die Hersteller von Fine-Art-Papieren weitestgehend auf deren Verwendung zu verzichten. Natürlich ist das nicht immer möglich, da viele Fotografen auch hoch weiße Papiere wünschen. Es gibt daher natur weiße Papiere, die keine Aufheller besitzen, weiße Papiere mit wenig Aufheller und hoch weiße Papiere mit einem Weißgrad von 100 bis 110 Prozent.
Bei der Verwendung von Alpha-Zellulose und Linters kann höchstens ein Weißgrad von maximal 95 Prozent erreicht werden. Optische Aufheller sind also nötig, aber in Maßen. Im Falle von Hahnemühle wird der Einsatz von optischem Aufheller bei hoch weißen Papieren auf 0,1 bis 0,8 Prozent beschränkt.
Diese werden direkt der Papiersubstanz zugefügt und nicht nur der Tintenaufnahmeschicht wie beim herkömmlichen Fotopapier. Manche Fine Art Puristen lehnen Weißmacher grundsätzlich ab, weil deren Wirkung mit den Jahren nachlässt und das Papier dann an Leuchtkraft verliert. Was kein Vergilben darstellt, sondern eine vorhersehbare Veränderung zum natürlichen und ursprünglichen Farbton des Papiers.
Auswahl an Fine Art Papieren
Wenn das kein Kriterium ist, sollte die Anwendung entscheiden, welches Papier zum Einsatz kommt. Im Allgemeinen gilt: Schneebilder sollten nicht auf Warmton-Papieren gedruckt werden und grafische Motive können mehr Kälte vertragen als z.B. romantische Motive. Vieles ist und bleibt wie immer Geschmackssache!
Haptik / Glanz
Das, was ein Fine-Art-Papier auf den ersten Blick ausmacht, ist die Optik und die Haptik. Es sollte sich wie ein hochwertiges Künstlerpapier anfühlen, die Struktur muss erkenn- und fühlbar sein und dem Bild eine besondere „Anmutung“ verleihen. In der Optik gibt es auch im Fine-Art-Segment die Wahl zwischen glatt und stärker strukturiert oder matt, seidenmatt und glänzend. Physikalisch bedingt ist die maximale Farbsättigung oder das maximale Schwarz auf einem matten Papier immer geringer als auf einem glänzenden Papier.
Wenn das Bild also mit starken Kontrasten arbeitet oder in den Tiefen feinste Details unterscheidbar bleiben müssen, so ist dies auf einem Papier mit Glanz eher zu erreichen. Matte Papiere spielen Ihre Stärken oft in sanften, samtigen Szenen aus, wo die Weichheit der Oberfläche mit der Bildaussage harmoniert.
Im direkten Vergleich mit Fotopapier wirken die Fine-Art-Kandidaten meist rauer und fusseliger. Das kann bei manchen Druckern zu Problemen beim Papiereinzug führen, wenn Faserteile und anderer Papierabrieb die Transportrollen behindern. In manchen Fällen hilft es, einfach einige Normalpapiere durch den Drucker zu schicken, um den Schmutz abzuführen. Bei den beschichteten Papieren der „Barytklasse“ reichen die Oberflächen von „glatter Glanz“ über „genarbter Glanz“ bis zum „seidenmatten Glanz“, je nachdem welches Basismedium zum Einsatz kam und ob und wie durch die Barytage die Oberfläche geschlossen wurde.
Farbige Testmuster aus meinem Papiertest
Die Haptik des Papiers wird durch die Dicke bzw. das Volumen beeinflusst. Grammaturen über 300 g/m² sind beim Fine-Art-Printing durchaus üblich. Dieses Papiergewicht ist bei den meisten handelsüblichen Fotodruckern die Obergrenze dessen, was die Druckerhersteller für empfehlenswert halten. Für die „ganz dicken Dinger“ (also Karton) empfiehlt sich entsprechend ein höherwertiger Drucker. Die Auswahl im Bereich bis 300 g/m² ist aber bei den meisten Papierherstellern für Fine-Art-Drucke ausreichend groß, sodass man auch mit dem eigenen Fotodrucker Drucke in Leinwandoptik erstellen kann.
Für den Umgang mit Fine-Art-Medien gilt es zu beachten, dass Papiere aus Zellulose-Fasern stärker auf Feuchtigkeitsschwankungen reagieren als die mit Baumwollfasern. Eine Luftfeuchtigkeit zwischen 30 und 60 Prozent ist für die Papierlagerung ideal. PE-gesperrte Fotopapiere reagieren auf Luftfeuchtigkeit längst nicht so empfindlich und bleiben stabil. Fine-Art-Papiere müssen außerdem einen großen Farbraum und sattes Schwarz darstellen können, denn das ist es, was die Fine-Art-Papierhersteller sich auf die Fahnen schreiben.
Epson SC P800 und optionaler Rollenhalter für Panoramadruck
Die Farbdichte wird in Dmax angegeben und sollte bei der Druckfarbe Schwarz über 2,5 liegen. Typische Fine-Art-Papiere sind beispielsweise Kupferdruckpapiere, Leinwand, Baumwollpapiere oder Büttenpapier. Echtes Büttenpapier erkennt man am gerissenen Rand. Für diese hochwertigen Spezialpapiere, die oft den Einsatz eines speziellen Profidruckers wie die HP Designjet-Serie erfordern, bieten viele Hersteller auf ihren Webseiten ICC-Profile für das Farbmanagement an.
Diese Dateien enthalten Tabellen, mit deren Werten die Farben der Bilddatei in die Druckfarben umgewandelt und auf die Papieroberfläche angepasst werden sollen. Sobald die Datei in das richtige Verzeichnis kopiert wurde, kann sie in Photoshop unter „Drucken mit Vorschau“ ausgewählt werden. Papiersorte und -qualität müssen laut Vorgaben angepasst und das eigene Farbmanagement abgeschaltet werden. Nur
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Bei der täglichen Bilderflut ist die Entscheidung zum Fine Art Print auch eine Entscheidung gegen diese Schnelllebigkeit und für die Auseinandersetzung mit den eigenen Bildern. Ja, es kostet Geld, Zeit und Nerven, bis man zufrieden ist mit dem, was in gedruckter Form vor einem liegt. Aber es ist und bleibt ein Ausrufezeichen in Zeiten von Snapchat, Instagram und Co. gegen die digitale Halbwertzeit! Fine Art Printing ist für mich eine Aussage für die Fotografie in ihrer intensivsten, beständigsten Form! Einige Anregungen zur Rahmung und Bildhängung findet ihr hier in meinem Fototipp Folge 20.
Haltbarkeit und Beständigkeit sind hier höchster Anspruch, löschen und Verfall keine Option. Fine Art Drucke können mit den richtigen Papieren und Tinten 100 – 200 Jahre überdauern. Wenn jede Festplatte, Blu-Ray und der letzte USB-Stick friedlich im digitalen Nirwana schlummern, strahlen unsere Drucke immer noch unbeeindruckt wie am ersten Tag von der Wand. Bleibende Erinnerungen eben, ich liebe es! In diesem Sinne: gebt dem Papier wieder eine Chance!
Mein Artikel „Bilder drucken Basics“, findet ihr hier.
Mein Erfahrungsbericht zum Epson SC P 800 hier.
Meine Reihe Drucken Fine Art Printing hier.
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