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Brauche ich lichtstarke Objektive? Meine Meinung!

Brauche ich lichtstarke Objektive? Meine Meinung!

Immer wieder wird mir die Frage gestellt, ob man wirklich viel Geld für lichtstarke Objektive ausgeben muss? Dabei ist es egal, ob es sich um Festbrennweiten oder Zoom-Objektive handelt. Grundsätzlich bin ich der Meinung, dass die Qualität eines Fotos nicht nur allein von der Lichtstärke des Objektivs abhängig ist. Für mich ist Lichtstärke „Luxus“, aber nicht grundsätzlich zum Fotografieren erforderlich oder unbedingt nötig.

Lichtstarke Objektive

Viel hängt natürlich auch von den persönlichen Vorlieben beim Fotografieren ab. Wenn ich vorrangig Landschaften vom Stativ fotografiere, spielt die Lichtstärke sicherlich eine untergeordnete Rolle. Im Gegenteil; wenn man draußen im Gelände über Stock und Stein unterwegs ist, ist man froh um jedes Gramm, was man unter Umständen nicht bis zum Aufnahmeort schleppen muss. Aber der Reihe nach!

Brauche ich lichtstarke Objektive?

Was bringen lichtstarke Objektive?

Was versteht man unter einem lichtstarken Objektiv?

Lichtstarke Objektive sind Objektive mit einer großen Blendenöffnung. Sie lassen viel Licht durch die Frontlinse und sind dadurch besser in dunkler Umgebung zu verwenden. Darüber hinaus bewirkt eine große Blendenöffnung, dass das sogenannte Bokeh bei offener Blende meist sehr positiv in Erscheinung tritt. Meinen Artikel zum Bokeh findet ihr hier. Die große Blendenöffnung, d.h. der sehr kleine Blendenwert, hat zwei Effekte:

Nikon z7 & 24-70mm Objektiv

Nikon Z7 & 24-70 mm F/2,8

Erstens kommt mehr Licht auf den Film, und zweitens ist die Schärfentiefe geringer als bei Objektiven normaler Lichtstärke. Das mehr an Licht bei voller Blendenöffnung hat kürzere Verschlusszeiten als bei geringerer Lichtstärke zur Folge. Dies kann man bei der Available-Light-Fotografie ausnutzen, wo man möglichst die natürliche Lichtstimmung einfangen möchte und auf den Einsatz von Blitzgeräten weitestgehend verzichtet.

Die hohe Lichtstärke eines Objektivs kann also entscheidend die Einsatzmöglichkeiten und die kreativen Gestaltungseffekte erweitern. Als Lichtstärke wird bei Objektiven die maximale Öffnung von Objektiven als Verhältnis zur Brennweite angegeben. Als hohe Lichtstärken gelten Werte von 1:0,9 bis 1:2,8. Je größer die Blendenzahl, desto kleiner die Blendenöffnung.

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Blende 22 kennzeichnet also eine kleine Blendenöffnung, Blende 1,4 bezeichnet eine sehr große. Meist bieten Objektive mit normalen Brennweiten zwischen 35 und 80 mm die höchsten Lichtstärken. Sie bewegen sich allgemein zwischen 1:1,2 und 1:2, während Teleobjektive im Bereich bis zu 200 mm Lichtstärken zwischen 1:1,8 und 1:2,8 liefern. Supertele-Objektive mit Brennweiten ab 500 mm gelten schon ab einer Lichtstärke von 1:4 bis 1:5,6 als besonders lichtstark.

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Nikon AF-S NIKKOR 85 mm 1:1,8G*

Vorteile

Weil es in Innenräumen auch tagsüber oft dunkel ist, gelingt dies dann nur mit sehr lichtstarken Objektiven ohne Verwacklung. Man könnte zwar bei lichtschwächeren Objektive ein Stativ verwenden, jedoch funktioniert dies nur eingeschränkt. Personen bewegen sich häufig, sodass sie bei einer Verschlusszeit von beispielsweise 1/8 s kaum noch scharf abgebildet werden können.

Bei einer Lichtstärke von z.B. 1:1,4 statt 1:4,0 ergibt sich jedoch statt der besagten 1/8 s eine Verschlusszeit von 1/60 s. So kann man mit einem 50-mm-Standardobjektiv * sogar noch aus der Hand fotografieren kann. Natürlich ist auch der Bereich Sportfotografie häufig auf kurze Belichtungszeiten angewiesen. Kommen wir noch einmal zum Bokeh.

Meine lichtstarken Objektive

Bei Porträtaufnahmen möchte man meistens den Hintergrund in Unschärfe versinken lassen. Dies gelingt umso besser, je höher die Lichtstärke und je länger die Brennweite ist, was natürlich auch auf andere Aufnahmesituationen zutrifft. Eine schöne Darstellung erreicht man bei Brennweiten um 85 mm, weshalb ein 85-mm-Objektiv *mit einer Lichtstärke von 1,4 oder 1,8 optimal für die Porträtfotografie geeignet ist. Aber auch lichtstarke Objektive mit 100 mm oder (seltener) 135 mm werden in der Porträtfotografie oft eingesetzt.

Nachteile

Zu Bedenken ist, dass beim Fotografieren mit offener Blende meist Verzerrungen, Unschärfe und chromatische Aberrationen entstehen. Häufig ist nur das Zentrum scharf und klar. Die Ränder neigen häufig dazu, Abbildungsfehler zu produzieren. Weitere Nachteile sind ebenfalls noch die Größe und das Gewicht.

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Um Lichtstärke zu produzieren, benötigt man  viel Glas. Viel gutes Glas, welches sehr teuer und aufwendig zu bearbeiten ist. Weil viel Glas schwer ist, wird auch automatisch das Gewicht von lichtstarken Objektiven viel höher ausfallen!

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Nikon D750* mit Tamron SP 15-30 mm F/2.8 Di VC USD*

Wieso also lichtstarke Objektive?

Wie oben schon erwähnt: lichtstarke Objektive erweitern die kreativen Möglichkeiten, wie z.B. das Fotografieren mit einem kleinen Blendenwert, also einer großen Blendenöffnung, wodurch die Schärfentiefe geringer wird. Durch den Einsatz von lichtstarken Objektiven kann die Verschlusszeit bei gleicher Sensorempfindlichkeit kürzer gewählt werden, als mit einem weniger lichtstarken Objektiv. Ist das Licht reduziert, darf oder möchte man nicht mit dem Blitz fotografieren oder sind extrem schnelle Verschlusszeiten gewünscht, dann spielen lichtstarke Objektive ihre Stärke aus.

Available Light

Das ist zum Beispiel in der Available Light Fotografie der Fall, bei der die besonderen Stimmungen in den Aufnahmen daraus resultieren, dass mit dem vorhandenen Licht fotografiert wird. Geht es wie in der Sport- und Tierfotografie darum, Bewegungen einzufrieren, dann sind schnelle Verschlusszeiten notwendig, und die ermöglichen lichtstarke Objektive.

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Tamron SP 24-70 mm F/2.8 Di VC USD*

Wird in Räumen wie in Museen – wenn überhaupt zugelassen – fotografiert, ist meistens Blitzlicht verboten. Dann schlägt die Stunde der lichtstarken Objektive, weil man noch mit kurzen Verschlusszeiten arbeiten kann und die ISO-Empfindlichkeit nicht hochsetzen muss.

Selektive Schärfe

Selektive Schärfe, wie sie mit lichtstarken Objektiven möglich ist, wird häufig in der Porträtfotografie oder auch bei Nahaufnahmen verwendet, um beispielsweise Gesichter oder Objekte von ihrem Umfeld zu trennen. Der Unschärfeverlauf bei hoher Blendenöffnung wirkt umso gleichmäßiger, je exakter die von den Blendenlamellen geformte Öffnung der Kreisform entspricht. Ein Hinweis auf die Qualität gibt hier häufig auch die Anzahl der Lamellen.

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Nikon AF-S NIKKOR 35 mm 1:1,8G ED*

Je mehr Lamellen, desto kreisähnlicher die Blendenöffnung. Wird mit großen Blendenöffnungen fotografiert, reduziert sich die Ausdehnung der Schärfentiefe. Das kann der Fotograf nutzen, um beispielsweise nur sein Hauptmotiv scharf abzubilden und das Umfeld in einer sanften Unschärfe verschwinden zu lassen. Dieser als angenehm empfundene Unschärfeverlauf wird mit dem aus der japanischen Sprache stammenden Begriff Bokeh bezeichnet.

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Kurze Verschlusszeiten

Große Blenden ermöglichen beim Einsatz von lichtstarken Objektiven die Verwendung kürzerer Verschlusszeiten, etwa um Schärfeverluste durch Verwackeln oder Bewegung zu vermeiden. Auch in Zeiten der Bildstabilisation sind Unschärfe durch Verwackeln oder eine zu schnelle Bewegung des Motivs die Hauptgründe für unscharfe Bilder. Ein weiterer Vorzug weit öffnender Blenden ist eine Erhöhung der Blitzreichweiten.

Hier geht es zu meinen Bildern.

Es kann also ein kleinerer, weniger leistungsstarker Blitz verwendet werden. Auch ich habe vor 10 Jahren mit den sogenannten Kit-Objektiven begonnen. In der Regel sind diese mit Anfangsblenden von 1: 4,5-5,6 relativ lichtschwach. Hier findet ihr meinen Artikel zu den Objektiven welche ich heute benutze.

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Der Klassiker Nikon AF-S NIKKOR 50 mm 1:1,8G*

Natürlich kann man damit ohne Probleme fotografieren und auch technisch einwandfreie und hochwertige Bilder machen. In den letzten Jahren habe ich diese Optiken jedoch immer weiter zugunsten von lichtstarken Objektiven ausgetauscht. Der für mich absolut entscheidende Faktor und damit wirklich große Vorteil sind der größere kreative Spielraum (z.B. selektive Schärfe).

Nikon z7 und 35mm Objektiv

Nikon Z 7* & 35 mm F/1,8*

Dieser ergibt sich zwangsläufig aus der großen Anfangsblendenöffnung. Das ermöglicht es mir erst, meine Bilder so zu gestalten, wie ich es mir vorstelle. Dafür bin ich dann auch  im Gegenzug bereit, die Mehrkosten und noch viel schlimmer: das Mehrgewicht zu tragen.

Nikon Weitwinkelzoom 14-24 F/2,8

Nikon z 14-24 mm F/2,8 s-Line

Bildbeispiele Lichtstarke Objektive

Die technische Qualität digitaler Fotos hängt von vielen Faktoren ab. Die drei wichtigsten sind meiner Meinung nach Objektiv, Sensor und Prozessor. Die Schwäche jeder einzelnen dieser Komponenten können die Leistung aller stark beeinträchtigen. Umgekehrt lassen sich durch ihre Stärken manche Schwächen kompensieren.

Nur wenn alle drei Komponenten Höchstleistungen liefern, ist eine optimale technische Bildqualität möglich. Die Bildqualität ist stets das Ergebnis eines aufeinander abgestimmten Arbeitsprozesses. Ein optimales Ergebnis setzt aber immer ein Optimum der Leistung aller Komponenten voraus.

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Fazit / Empfehlung

Höhere Sensorempfindlichkeiten können zwar teilweise Nachteile einer geringen Lichtstärke beim Fotografieren mit wenig Licht ausgleichen, ähnlich wie dies Bildstabilisatoren ermöglichen, allerdings nur mit einem Kompromiss hinsichtlich der Bildqualität und dem Verzicht auf die Gestaltungsmöglichkeiten mit selektiver Schärfe. Längst nicht jeder Fotograf benötigt lichtstarke Optiken. Hier geht es zu meinem Erfahrungsbericht meiner lichtstarken Tamron Zooms. Hier findet ihr meinen Artikel, welche Festbrennweiten ich empfehle. Ein Vergleich aller drei lichtstarken 50 mm Objektive von Nikon findet ihr hier.

Objektiv, Stefan Mohme Fotografie, Grafik

Auch das damit einhergehende Freistellungspotential durch die große Anfangsblende ist nicht für alle von Bedeutung. Wer nur Landschaften vom Stativ stark abgeblendet fotografiert, kann sich eventuell die Schlepperei dieser in der Regel großen und schweren Optiken sparen. Man muss jedoch auch sagen, dass gerade die lichtstarken Objektive häufig im hochpreisigen Segment anzutreffen sind. Also top verarbeitet und bis auf wenige Ausnahmen sicherlich auch hervorragende Abbildungsleistungen abliefern. Wer einmal damit gearbeitet hat, weiß, wovon ich spreche!

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Über den Autor

Mein Name ist Stefan Mohme, ich bin 56 Jahre alt, verheiratet und habe 3 Kinder. Leider mußte ich aus gesundheitlichen Gründen meinen Beruf vor 10 Jahren aufgeben. Fotografieren hat mich schon immer interessiert. In meiner Galerie und auf meiner Portfolio Seite findet ihr einen Überblick meiner aktuellen Arbeiten. Ich hoffe, Euch gefällt das eine oder andere. Grundsätzlich sind alle Fotos verkäuflich sowohl als Digitaler Download als auch als Print bis A2, direkt über mich verfügbar. Schaut auch gerne in meinem Shop vorbei, vielleicht findet Ihr dort etwas passendes. Bei Interesse oder Sonderwünschen bitte gerne mailen.

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