Fototipp, Folge 18: den Hintergrund beachten.
Im letzten Fototipp ging es ja um das sagenumwobene Bokeh. Ich hoffe, ich konnte euch in diesem Artikel die Zusammenhänge etwas verdeutlichen. Direkt darauf baut mein heutiger Tipp auf. Das beste Bokeh nützt nur eingeschränkt etwas, wenn der Hintergrund zu unruhig, zu nah oder einfach nur unpassend für unser Hauptmotiv ist.
Was nichts anderes bedeutet, als dass wir dem Hintergrund, selbst wenn er im fertigen Bild nur als weicher Unschärfeverlauf zu erkennen ist, schon während der Aufnahme einige Aufmerksamkeit widmen sollten.
Fototipp, Folge 18
Den Hintergrund beachten!
Gerade bei Aufnahmen, in denen der Hintergrund in Unschärfe verschwimmen soll, ist es wichtig, auch diesen vorab in seine Gestaltung mit einzubeziehen. Über einen schön unscharfen Hintergrund entscheiden nicht nur Objektiv und Kamera; wichtig ist auch der Bildaufbau. Viel Abstand zwischen Hauptmotiv und Umgebung führt zu starker Unschärfe. Entfernt man z.B. das Porträtmodell weiter von einer Wand oder von Pflanzen, wirkt der Hintergrund dann im Foto unschärfer. Auch bei Makrofotos sollte man Kamera oder Motive so anordnen, dass der Hintergrund möglichst weit weg erscheint.
Bildbeispiele
Relativ gut umgesetzt: Teleobjektiv, offene Blende und weit entfernter, relativ gleichförmiger Hintergrund.
Schlecht umgesetzt: zu scharf, zu klar, zu unruhig, schiefer Horizont
Ruhige, gleichmäßig beleuchtete und wenig strukturierte Flächen sind von Vorteil. Natürlich lässt sich auch bei Nacht, Dunkelheit oder Gegenlicht mit Unschärfe arbeiten. Hier ist dieser Effekt sogar besonders reizvoll. Bei einer großen Schärfentiefe ist ein großer Bildbereich scharf. Bei einer geringen Schärfentiefe nur ein kleiner Bereich, beispielsweise nur der Vordergrund oder nur der Hintergrund.
Diese geringe Schärfentiefe sorgt also für den gewünschten Effekt des unscharfen Hintergrunds. Für eine geringe Schärfentiefe gilt: Je weiter die Blende offen ist, desto besser! Das Ziel sollte also immer eine möglichst weit geöffnete Blende sein. Für die manuelle Einstellung der Blende sollte man vom Automatik- in den Blendenvorwahl-Modus der Kamera wechseln (A bzw. AV). Hier lässt sich die Blende manuell vorgeben, Belichtungszeit und ISO-Wert passen sich automatisch an.
Schwarzweiss
Das Wasser sorgt für einen relativ gleichmäßigen Hintergrund mit genügend Abstand zum Sand. Die Lichtreflexe betonen den Bildcharakter.
Varianten
Schön freigestellt vor ruhigem, gleichmäßigem, weit entfernten und kontrastierendem Hintergrund.
Grundregeln
Je näher die Kamera am Motiv ist, desto geringer ist die Schärfentiefe, und desto größer ist die gewünschte Unschärfe im Hintergrund. Hilfreich ist es auch, wenn Vorder- und Hintergrund möglichst weit voneinander entfernt sind. Wer einen unscharfen Hintergrund möchte, sollte immer möglichst große (Tele) Brennweiten benutzen. Nah an das Motiv ran und es möglichst von zu viel „drumherum“ isolieren.
Schöne Ergebnisse mit Unschärfe erhält man bei Objektiven, die Blendenwerte von f/2,8 oder weniger ermöglichen. Hier gilt: umso lichtstärker desto besser. Allerdings wird bei offener Blende das Scharfstellen oft zur Herausforderung, da der Bereich der Tiefenschärfe immer weiter abnimmt, je weiter die Blende geöffnet wird.
Schlecht & gut.
Hier das Gegenteil: Hintergrund ist zu ähnlich in den Farben, zu scharf und zu unruhig.
Besser umgesetzt in diesem Bild.
Gekonnt gesetzte Unschärfe sorgt dafür, dass sich der Betrachter besser auf das scharf dargestellte Hauptmotiv konzentrieren kann. Unwesentliche oder störende Bildteile lenken ab, wenn sie scharf abgebildet werden. Lässt man sie in Unschärfe verschwinden, wirkt das Foto harmonischer. Der Hintergrund wird nur dann unscharf, wenn man auch bewusst seinen Hintergrund gewählt hat. Schaut also nach schönen Hintergründen und Strukturen oder Farben, die auf dem Foto verschwommen gut aussehen könnten.
Schlecht & gut.
Nicht gelungen siehe oben.
Sehr schöner Hintergrund, farblich passend zum Hauptmotiv, Teleobjektiv 300 mm, offene Blende, Vollformat.
Fazit / Empfehlung
Es gilt: strukturierte Hintergründe wie das Wasser oben, führen eher zu interessanteren Akzenten mit starkem Bokeh. Einfarbige, strukturlose Flächen wirken sehr ruhig und entfalten wenig Bokeh, können aber dem Hauptmotiv trotzdem viel „Unterstützung“ geben. Zusammengefasst sind folgende Punkte für ein scharfes Motiv und einen unscharfen Hintergrund wichtig: offene Blende, geringer Abstand der Kamera zum Motiv.
Das wiederum sollte einen großen Abstand zum Hintergrund haben. Dabei sollte die maximal mögliche Brennweite benutzt werden. Wenn man dann noch ein wenig auf die Struktur und Farbe des Hintergrundes achtet, hat man alles richtig gemacht! Hier findet ihr meinen Artikel zum Bokeh.
Meine Buchtipps findet ihr hier.
Zur Fototechnik hier lang.
Meine Wissen Artikel gibt es hier.
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