Farbmanagement für Anfänger Teil 4, Softproofing.
Heute geht es im 4. Teil meiner Artikelserie Farbmanagement für Anfänger um das sogenannte Softproofing. Damit es auch einen Sinn macht, seine Geräte zu kalibrieren, sollte am Ende ein verlässlich vorhersagbares Ergebnis in Form des ausgedruckten Bildes stehen.
Um das zu erreichen, ist das Softproofing ein geeignetes Werkzeug. Das Softproofing ermöglicht uns also eine Vorschau, als Druckansicht für eine bestimmte Drucker / Papier Kombination zu erstellen.
Farbmanagement für Anfänger.
Teil 4, Softproofing Allgemeinwissen.
Diese Softproofingansicht ist leider nicht perfekt, denn sie bemüht für die Darstellung natürlich den Monitor. Ein von hinten beleuchteter Monitor ist auf jeden Fall eine komplett andere „Darstellung“, als zum Beispiel mattes Papier. Daher handelt es sich beim Softproofing immer nur um eine Annäherung an das Druckergebnis, mit dem es möglich ist, zumindest grobe „Farb“-Fehler zu erkennen.
Für die letztendliche Softproofing Ansicht sollte das Foto fertig bearbeitet sein, so dass es uns am Bildschirm gefällt. Bevor wir nun Drucken aktivieren wir für die finale Drucker / Papier Kombination mit Hilfe eines ICC Profils die Softproofing Ansicht. Softproofing Programme ermitteln mit Hilfe des Drucker / Papierprofils des sog. ICC Profils, wie die Farben gedruckt voraussichtlich aussehen werden. Sie simulieren sozusagen das Druckergebnis im Voraus. Mit Hilfe dieser Ansicht können wir nun die Bildschirmansicht mit der Druckausgabe abgleichen.
Im besten Fall sind keine weiteren Korrekturen nötig, da alle Farben im Druck wiedergegeben werden können und die Druckausgabe somit dem Monitorbild weitestgehend entspricht. In der Softproofing Ansicht sehen wir sofort, dass die Leuchtkraft vieler Farben hier etwas vermindert ist, analog zum Druck auf Papier. Gibt es Farben, die der angesteuerte Drucker in Verbindung mit unserem ausgewähltem Papier nicht darstellen kann, können wir uns diese mit der Farbumfangswarnung anzeigen lassen.
Im Anschluss können wir entscheiden, ob wir die Farben selbst so verändern wollen, dass sie wieder kpl. druckbar sind, oder ob wir das der Software überlassen. Bei diesem Bearbeitungsschritt ist natürlich ein Monitor mit erweitertem Farbraum, welcher zumindest alle Druckfarben des Druckers darstellen kann, sehr hilfreich bei der Beurteilung. Je nach Drucker und Papier Kombination wird es immer gewisse Einschränkungen geben, was den druckbaren Farbraum angeht.
Hier kann man grundsätzlich sagen, dass sehr weiße und hochglänzende Papiere hier den größten Farbumfang abbilden können. Allerdings können hochwertige Fotodrucker durchaus einige Farben darstellen, die die meisten Monitore nicht darstellen können. Mit Hilfe des Farbmanagements können wir nun versuchen, trotz aller Einschränkungen das Druckergebnis möglichst dicht an das Originalbild anzunähern.
Softproof am Beispiel Lightroom.
Diese Simulation ist gerade auch für Fine Art Drucke eine sehr hilfreiche Überprüfung, bevor man teures Papier verschwendet. Ich verwende einen Epson SC P800 für meine hochwertigen Drucke. Einen Erfahrungsbericht zum Epson Drucker habe ich hier geschrieben. Für die Softproof Ansicht muss das Bild in den Farbraum des zu simulierenden Gerätes hier z. B. Drucker / Papier / Tinten Kombination konvertiert, also „übersetzt“ werden.
Das Ergebnis wird dann direkt auf dem Monitor angezeigt. Wie schon erwähnt, ist ein Monitor mit erweitertem Farbraum hierbei von großem Vorteil. Ich verwende dafür mein LG 31mu97z. Hier findet ihr meinen Erfahrungsbericht zum LG 31mu97z. Man benötigt dafür also ein ICC -Farbprofil des zu simulierenden Druckers inkl. Papier. Mit dieser Methode lässt sich dann der eine oder andere Testdruck einsparen.
Bei einem gut kalibrierten Monitor mit erweitertem Farbraum ( Wide Gammut) lässt sich sehr zuverlässig beurteilen, wie und wo man ggf. in der Bildentwicklung noch einmal korrigierend eingreifen muss, um einen möglichst authentischen Farbeindruck zu erzielen. In meiner Artikelserie Drucken, Fine Art Printing findet ihr auch einiges zum Farbmanagement und zur Kalibrierung. Im Folgenden beschreibe ich die Anwendung des Softproofs in Lightroom.
Sooftproof & Farbumfangwarnung
Aktivieren müssen wir diese Funktionalität über einen Haken im Bedienfeld direkt unter dem Bild oder die Taste S aktiviert. Der zweite Weg geht über das Menü Ansicht. Auch hier lässt sich die Farbumfangswarnung (in Rot) aktivieren. Die aktivierte Warnanzeige bezieht sich jeweils auf das eingestellte Zielprofil, welches unterhalb des Histogramms eingestellt wird. Auch lassen sich hier die „Renderpriorität“ und der Papierhintergrund vorwählen. Zusätzlich kann man hier auch noch die Warnung für nicht darstellbare Monitorfarben aktivieren (in Blau).
Softproof Ansicht
Für die Nutzung des Softproofs benötigen wir also sogenannte ICC Farbprofile. Ich habe hier einen Artikel dazu geschrieben, wie man diese bekommt und wie die Profile dann unter Windows installiert werden.
Einstellungsdetails
Unterhalb des Histogramms können wir nun das entsprechende ICC Farbprofil für unsere entsprechende Drucker/Papier/Tinten Kombination aufrufen. Alle Papierhersteller liefern entsprechende Profile zum Download kostenfrei dazu. Danach legen wir die sogenannte Renderpriorität fest.
Für stark gesättigte Bilder wähle ich in der Regel Perzeptiv, wenn ich selbst drucke. Relativ würde ich immer empfehlen, wenn man die Bilder vom Dienstleister drucken lässt. Um beide Bilder in der Vergleichsansicht zu sehen (Softproof & Original) drücken wir Y.
Vergleichsansicht
Zum finalen Bildvergleich und um den Kontrast vom Bildschirm zu verringern, wählen wir noch Papier und Druckfarbe simulieren. Für die Bearbeitung der Farben ist es allerdings eher angebracht, darauf zu verzichten und diese Option erst für die letzte entscheidende Begutachtung einzuschalten. Jetzt können wir – in roter Signalfarbe markiert – im rechten Bild genau die Bildbereiche sehen, welche der Drucker nicht darstellen kann und aus diesem Grund auf seinen Farbraum korrigieren würde.
Um diese „eigenmächtige und unkontrollierte“ Korrektur zu verhindern, können wir das Bild nun in Lightroom mithilfe der HSL Regler so anpassen, dass der Bildeindruck möglichst nahe am Original bleibt und wir trotzdem zu 100 % den Druckfarbraum des Druckers ausschöpfen. Damit wissen wir dann auch genau, welches Ergebnis wir bekommen, im Gegensatz zu der „eigenmächtigen“ Konvertierung durch den Drucker.
Farbumfangswarnung
Natürlich würde der Drucker die Farben auch entsprechend seines Druckumfanges automatisch anpassen. Leider haben wir dann keinen Einfluss auf das Ergebnis. Wenn es irgend geht, versuche ich allerdings, bei meinen Fine Art Drucken sämtliche Parameter selber zu bestimmen und nichts dem Zufall zu überlassen. Leider können wir nicht im voraus beurteilen, wie der Drucker diese Farben entsprechend korrigiert.
Sobald wir im Softproofing Prozess die Entwicklungsregler benutzen, schlägt uns Lightroom vor, eine virtuelle Kopie des Bildes anzulegen. Ich halte das für absolut sinnvoll und wähle in der Regel diese Option. So behält man die Original-Entwicklung und den zum Drucken veränderten Softproof Entwurf in der Bibliothek mit entsprechender Kennzeichnung.
Fazit / Empfehlung
Wie oben geschrieben, kann ein Drucker eventuell nicht alle im Bild vorkommenden Farben 1:1 wiedergeben. In der Regel besitzt der Drucker einen kleineren Farbraum als die Digitalkamera oder z.B. der Monitor. Das sind Einschränkungen / Limitierungen, die sich auch mithilfe des Farbmanagements nicht auflösen lassen. Was wir trotzdem machen können, ist mithilfe des Farbmanagements den Farbeindruck des gedruckten Bildes möglichst nahe an das Original anzunähern.
Dafür ist der Softproof eine große Hilfe. Zeigt er uns doch verlässlich eine Vorschau des gedruckten Bildes am Monitor. Wir können uns die Farben markieren lassen, die nicht druckbar sind und selbst bestimmen, wie wir damit verfahren wollen. Damit behalten wir bis zum Schluss die volle Kontrolle über das Druckergebnis. Genau das sollte letztlich ja das Ziel gerade bei hochwertigen Fine Art Drucken sein.
Meine komplette Serie Farbmanagement für Einsteiger findet ihr als PDF zum Download hier in meinem Shop!
Meine Serie Drucken Fine Art findet ihr hier.
Die Serie Makrofotografie gibt es hier.
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