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Landschaftsfotografie, mein Praxislehrgang, Teil 5 Bildkomposition

Landschaftsfotografie, mein Praxislehrgang, Teil 5 Bildkomposition

Landschaftsfotografie, mein Praxislehrgang, Teil 5 Bildkomposition. Über die Jahre hat sich die Landschaftsfotografie zu meiner Leidenschaft entwickelt. Aus anfänglich beiläufig und zufällig fotografierten Bildern sind mittlerweile überlegte und gestaltete Aufnahmen geworden.

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Kroatien Insel Pag

Nach und nach habe ich viele Ratschläge verinnerlicht und auch meine Fototechnik entsprechend auf diese Motive ausgerichtet. Natürlich ist der Lernprozess mitunter schon ziemlich frustrierend. Viele auch noch so gut gemeinte Tipps kann man ohne die entsprechende Technik leider absolut nicht umsetzen.

Landschaftsfotografie, mein Praxislehrgang, Teil 5 Bildkomposition

Vorbemerkungen

Auch in der Landschaftsfotografie entscheidet die Bildkomposition im Wesentlichen über ein gelungenes Foto! Die Bildgestaltung, insbesondere die Anordnung der einzelnen Elemente eines Bildes, ist das Kernstück jeder Fotografie. In der Landschaftsfotografie wirken die Naturbilder insbesondere dann imposant, wenn das Foto dem Betrachter eine weite Räumlichkeit wie in der Realität vermittelt.

Landschaftsfotografie

Kapverden Boa Vista Deserto Vihana

Ein Einblick in ein weites Tal, ein Ausblick in die Ferne über viele Berggipfel, endlos scheinende Landschaften; all das wirkt imposant. Zumindest in der Realität; auf einem zweidimensionalen Bild ist die Darstellung dieser Räumlichkeit schon einiges schwieriger.

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Wiesenblumen, Dolomiten mit Marmolatablick

Doch es gibt in der Landschaftsfotografie ein einfaches Stilmittel, um diese Räumlichkeit auch auf 2D-Bildern darzustellen: die verschiedenen Ebenen. Das Sprichwort „Vordergrund macht Bild gesund“ ist bei der Landschaftsaufnahme so wahr, wie bei keinem anderen Fotografie-Stil. Dank Vordergrund, Mittelgrund und Hintergrund fließen verschiedene räumliche Dimensionen in das Bild ein.

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Macchiabewuchs im Inland von Sardinien

Das Naturfoto erhält so eine räumliche Tiefe, der Betrachter des Fotos spürt dank des Größenverhältnisses zwischen dem Vorder- und Hintergrund förmlich den Raum und die Weite der Landschaft. Suche dir für den Vordergrund einfache Sachen wie Steine, Felsvorsprung, Pflanzen, Gegenstände, das entfaltet seine Wirkung perfekt.

Quer- und Hochformat

Kaum 10 % der Landschaftsaufnahmen werden im Hochformat gemacht. Eigentlich nicht wirklich verwunderlich. Allein unsere Sehweise ist mehr auf das Querformat ausgerichtet. Hochformat kommt daher für die meisten lediglich infrage, wenn hohe Bildelemente einen geradewegs dazu nötigen.

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Dänemark Felder Westjuitland

Also kurz gesagt, das Hochformat bleibt für viele leider eine Notlösung. Das Hochformat hat aber mehr zu bieten, um nur als Notlösung wahrgenommen zu werden. Hier lässt sich z. B. die Weite einer Landschaft sehr schön mit einem heruntergesetzten Horizont visualisieren.

Landschaftsfotografie

Dolomiten Wanderweg Federasee

Der große Himmelsanteil macht die Weite dann überdeutlich, trotz Hochformates! Zusätzlich wird der untere Bildbereich stark in den „Vordergrund“ des Betrachters gesetzt und erhält so viel Aufmerksamkeit. Außerdem ist das Überraschungsmoment ziemlich groß bei Hochporträtbildern und dem Bild wird in der Regel mehr Aufmerksamkeit beigemessen.

Landschaft Natur Europa

Italien Dolomiten Wanderweg

Sticht es doch aus der Masse der Querformatbilder sofort heraus! Natürlich muss man sich nicht sklavisch an vorgegebene Formate wie 3:2 oder 4:3 halten. Auch das Quadrat hat seine Vorzüge. Im wahrsten Wortsinne steht hier das Bild im Mittelpunkt!

Toskana Weinreben

Es lohnt sich immer mal wieder bei Landschaftsaufnahmen auch an das Hochformat zu denken! Eigentlich ist es, wie mit den bekannten Fotoregeln; hin und wieder diese zu brechen hilft, um neue Sichtweisen und Perspektiven auf unter Umständen „Altbekanntes“ zu finden. Häufig wirken diese Bilder erfrischend anders und zeigen neue Seiten eines alltäglichen Motivs!

Natürlich kann man durch nachträglichen Beschnitt auch ein Querformat „umkonfigurieren“. Hilfreich ist hier auf jeden Fall eine Kamera mit hochauflösendem Sensor, um nach dem Beschnitt noch ein verwertbares Bild zu haben.

Kamerastandpunkt, Augenhöhe?

Oftmals kommt es auf den Kamerastandpunkt an. Hierbei gilt es, einmal die Komfortzone zu verlassen und – wenn vorhanden – das Klappdisplay moderner Kameras zu nutzen. Damit sind dann auch ohne Probleme tiefe Kamerastandpunkte ohne große Verrenkungen möglich! Dieser überraschende und ungewohnte Kamerastandpunkt sorgt mithilfe des Weitwinkels für viel Tiefe im Bild.

Meine Artikel zur Fototechnik

Die Weite in jedem Landschaftsbild wird umso deutlicher, je markanter Vorder-, Mittel- und Hintergrund ausgeprägt sind, dabei aber zueinander in Beziehung stehen. Viel Landschaft darzustellen ohne ein „leeres“ Bild zu produzieren ist gerade mit Ultraweitwinkeln häufig eine Herausforderung. Dazu kommen hohe Anforderungen an die Bildschärfe!

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Harz, Brockenblick zum Wurmberg

Denn wenn man sich für einen markanten Vordergrund entscheidet und sich dieser „präsent“ im Bild befindet, sollte die Bildschärfe diesen Bereich unbedingt mit einschließen! Die sogenannte Hyperfokale Distanz ist hier sehr hilfreich, um die Schärfeausdehnung im Bild optimal zu gestalten!

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Toter Baum im Bayrischen Wald

Kriterien für den perfekten Standpunkt sind

  • der Hintergrund sollte zum Motiv passen und keine störenden oder ablenkenden Elemente enthalten. In der Landschaftsfotografie ist dies der Himmel und alles andere, was mehr als 10 m von einem entfernt ist.
  • die Größenverhältnisse zwischen Motiv und Hintergrund. In der Regel verwenden wir ein Weitwinkel, mit dem man nahe an den Vordergrund herankommt. Dadurch wird der Vordergrund überbetont und das Foto bekommt dadurch besonders viel Tiefe.
  • Feintuning kann man mit der Vogel- oder Froschperspektive machen. Ich verwende häufig die Froschperspektive, die einen nahe an den Boden bringt. Dort findet sich immer ein brauchbarer Vordergrund (der Bereich bis 1,5 m).
  • Nachdem man den perfekten Standpunkt gefunden hat, kann man mit dem Zoom den Bildinhalt fein justieren.

Blickführung

Wenn wir unser Bild gestalten, bedeutet das nichts anderes, als die Aufmerksamkeit des Betrachters in unserem Sinne durch das Bild zu lenken. Dafür müssen wir alles im Bild unterteilen in wichtig und unwichtig. Wir müssen dem Betrachter quasi ein „Geländer“ geben, an dem er sich durch das Bild bewegen kann!

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Dolomiten Marmolata

Wer sich gelungene Landschaftsaufnahmen ansieht, wird feststellen, dass die Fotografen in aller Regel viel Wert auf einen markanten Vordergrund gelegt haben. Jedes Foto gewinnt durch einen gut gestalteten Vordergrund an räumlicher Tiefe.

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Kroatien, Insel Cres Meerblick Nikon D7100

Bei Landschaftsaufnahmen ergibt sich eine Tiefenstaffelung häufig durch die Betonung, zumindest aber die überlegte Einbeziehung des Vordergrundes. Landschaftsbilder ohne Vordergrund wirken in aller Regel flach und langweilig, ihnen fehlt die Tiefe.

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Harz Ilsetal

Somit kann der Betrachter ohne solche Fixpunkte wie Vorder- und Mittelgrund die räumliche Ausdehnung nur schwer visualisieren. In meinem zweiten Teil befasse ich mich ausgiebig mit dem Vordergrund.

Störelemente

Hier ist auch die Wahl des Aufnahmestandpunktes von entscheidender Bedeutung! Grundsätzlich sollte man vorab die gesamte Bildfläche auf „Störelemente“ im Auge behalten. Alles, was überflüssigerweise in das Bild ragt oder nicht zum Bildinhalt beiträgt, sollte man versuchen, auch über die Wahl des Standpunktes oder der Perspektive auszublenden.

Horizont

Hält man die Kamera gerade und schaut durch den Sucher, liegt der Horizont in der Mitte des Bildes. Häufig sieht man den Horizont nicht direkt. Das liegt daran, dass er z.B. durch Objekte im Vordergrund verdeckt ist. Allerdings wird auch dann der Fluchtpunkt auf der Horizontlinie liegen. Bei geometrischen Motiven wird man also immer erahnen, wo der Horizont liegt.

Ein Horizont in der Mitte ist in der Regel spannungslos, führt nicht zu stürzenden Linien und ergibt oft die langweiligste aller möglichen Bildvarianten. Den Horizont aus der Bildmitte zu rücken, ist also meistens ein Vorteil. Dabei beeinflusst die resultierende Lage des Horizonts die Bildstimmung stark. Sobald man den Horizont weit unten ins Bild legt, wird die Ferne und Weite der Landschaft betont, das Bild wirkt leicht und offen.

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Madeira 2021, hoher Horizont

Im wahrsten Sinne des Wortes luftig, da der Himmel einen großen Teil des Bildes einnimmt. Wenn man den Horizont im Bild nach oben setzt, betont man die Schwere und die Nähe. Das Objektiv ist nach unten geneigt und erfasst mehr vom Boden. Somit erzeugt man durch eine solche Bildaufteilung eine Landschaft, durch die das Auge hindurchwandern kann, bis es an die Himmelskante stößt.

Landschaftsfotografie

Kroatien Insel Pag, Mars Trail

Natürlich kann die Horizontlinie auch unterhalb oder oberhalb der Bildgrenzen liegen, was zur Vereinfachung des Bildaufbaus beiträgt. Wenn der Horizont oberhalb liegt, bekommt das Bild etwas Geschlossenes, wenn er unterhalb liegt, steht das Motiv gegen den Himmel oder es ist der Himmel selbst.

Wo ist nun aber der Horizont am besten zu platzieren?

Grundsätzlich gilt: Platziere diesen möglichst nicht in der Mitte des Bildes. Das wirkt meist langweilig und führt dazu, dass sich der Betrachter nicht so wirklich entscheiden kann, wo er denn nun eigentlich hinschauen soll. Auch wird so kein wirklicher Schwerpunkt im Bild gesetzt; beide „Bildteile“ sind ja auch gleich gewichtet. Besser ist es, den Horizont anhand der Drittelregel (bzw. des Goldenen Schnittes), auf die obere oder untere Drittellinie zu legen.

Landschaftsfotografie

Rügen, NSG Mönchgut

Platzierung des Horizontes im unteren Drittel

In das untere Drittel lege ich den Horizont natürlich immer dann, wenn ich den Himmel besonders betonten möchte. Gründe dafür können die folgenden sein:

  • Besonders schöne Wolkenformationen.
  • Ein herrlich vom Sonnenuntergang gefärbter Himmel.
  • Bildbestandteile, die den Horizont ganz natürlich „nach unten drücken”.

Ein niedrig platzierter Horizont gibt dem Bild zudem Stabilität und sorgt dafür, dass das Bild “gesetzter wirkt”.

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Toskana, Maremma

Platzierung des Horizontes im oberen Drittel

Auf die obere Drittellinie legt man den Horizont dagegen in folgenden Fällen:

  • Betonung besonders spannender Landschaften oder Strukturen.
  • Wenn der Himmel langweilig und wenig spannend wirkt.
  • Zur Hervorhebung interessanter Vordergrundobjekte.

Außerdem gibt ein hoch platzierter Horizont dem Betrachter ein Gefühl von Höhe und kann ihm den Eindruck verschaffen, eine Szene von oben zu betrachten. Beispiele für einen im oberen Drittel platzierten Horizont:

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Elbsandsteingebirge, Bastei Brücke

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Sardinien

Platzierung des Horizontes in der Mitte

Es kann jedoch auch Situationen geben, wo ich den Horizont ganz bewusst in die Mitte legen möchte. Immer dann z.B., wenn ich die Symmetrie besonders betonen möchte. Ein See oder ein Gewässer mit einer schönen Spiegelung wäre so ein Beispiel. In solchen Situationen kann man den Horizont sehr wohl entgegen der Grundregel mittig platzieren.

Beispiele für einen mittig platzierten Horizont:

Landschaftsfotografie

Kroatien Istrien, Insel Cres

Gibt es noch mehr Möglichkeiten, um die Horizontlinie zu platzieren?

Im Grunde genommen ist die Platzierung des Horizonts vor allem eins: persönliche Geschmackssache! Je nach Situation und beabsichtigter Bildaussage kann man den Horizont auch noch deutlich niedriger oder eben auch deutlich höher platzieren.

Landschaftsfotografie

Im folgenden Beispiel sollte die Einsamkeit des einzelnen auf der Wiese stehenden Baumes besonders betont werden. Also habe ich den Horizont sehr niedrig platziert, sodass die Weite des blauen Himmels zusätzlich diesen Eindruck verstärkt.

Landschaftsfotografie

Im zweiten Bild dagegen ist dieser sehr hoch platziert. Der Himmel war in diesem Fall leer und langweilig, ohne jegliche Wolken. Davon abgesehen wollte ich die vielen Getreideähren auf dem unendlich großen Feld betonen.

Rhythmus

Ein Stilmittel, welches auch in der Fotografie funktioniert, ist die „Wiederholung“. Damit kann man ein Bild beruhigen und dafür sorgen, dass der Betrachter sich schnell im Bild zurechtfindet. Das Bild strahlt Ruhe und Stabilität aus.

Obwohl viele sich wiederholende Elemente von Menschen gemacht sind, z.B. Alleen, findet man auch in der Natur solche Wiederholungen. Oft verlieren sich diese an sich prägnanten Elemente in weiten Übersichtsaufnahmen. Vielfach ist es hilfreich, diese aus dem großen ganzen zu isolieren.

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Hainich Thüringen

Auch die Linien der Bäume zum Himmel bilden sich wiederholende Fluchtlinien. Diese stürzenden Linien mittels Weitwinkelobjektiv verstärkt vermitteln dem Betrachter die Höhe der Bäume und sind somit in diesem Fall ein hilfreiches Hilfsmittel.

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Neuenburger Urwald bei Bremen

Auch mit dem Tele lassen sich Wiederholungen einfangen und verdichten. Mithilfe des Teleobjektivs wird der Effekt weiter verstärkt, ähnlich wie die stürzenden Linien mittels Weitwinkel. Beide Varianten verstärken die eigentliche Bildaussage und geben dem Motiv mehr Präsenz.

Bildtiefe

Umso mehr wir hier die Gestaltung vernachlässigen, umso schwieriger wird es auch für den Betrachter später seinen Blick so über das Bild zu lenken, dass er Wichtiges von Unwichtigem unterscheiden kann.

Wir müssen den späteren Betrachter also deutlich bei der Wahrnehmung dieser Bilddetails, also Vordergrund / Hintergrund, wichtig / unwichtig unterstützen. Dazu gibt es verschiedene Wege, auf denen wir das erreichen können.

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Sächsische Schweiz Basteibrücke, Sonnenaufgang

Wie erwähnt bieten Weitwinkel kaum die Möglichkeit der Bildgestaltung mittels Schärfentiefe. Ganz im Gegenteil ist hier doch häufig maximale Schärfeausdehnung gewünscht! Damit fällt ein wichtiges Gestaltungsmittel weg! Was bleibt dann, um die Tiefenstaffelung im Bild ausreichend zu visualisieren? Die Aufteilung des Bildes in Vorder-, Mittel- und Hintergrund. Die Leserichtung in den meisten Landschaftsbildern ist damit von unten nach oben vorgegeben.

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Dänemark, Westjütland

Nicht immer finden wir ein markantes „Objekt“ für den Bild-wichtigen Vordergrund. Häufig können wir diesen allerdings auch über eine tiefe Aufnahmeposition ausreichend betonen, sodass auch der weite Kiesstrand ausreichend diese Funktion des interessanten Vordergrundes erfüllen kann.

Man muss es immer wieder betonen, die Perspektive macht häufig den Unterschied! Die Standardaufnahmehöhe aus „Augenhöhe“ ist in der Regel langweilig und führt zu sehr komprimierten Aufnahmen, denen oft jegliche „Tiefe“ fehlt! Gerade in der Landschaftsfotografie in Kombination mit einem Weitwinkel ist der tiefe Aufnahmestandpunkt wesentlich spannender!

Ein gut gewählter starker Vordergrund schafft für den Betrachter einen perfekten Einstieg in unser Bild. Er unterstützt diesen beim „Lesen“ des Fotos und schafft einen Ausgleich zwischen vorne und hinten! Ein starker Vordergrund kann mitunter auch ein insgesamt etwas einfaches Bild noch „hochziehen“!

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Farben

In der modernen Fotografie ist heute alles möglich über kunterbunt, eher monochrom oder Schwarzweiss. Gerade in der Farbfotografie ist es sehr hilfreich, sich ein wenig mit der Farbenlehre zu beschäftigen. Kalt warm Kontrast, Komplementärfarben oder Hell dunkel Kontrast sind nur einige Stichpunkte, die veranschaulichen, welche Möglichkeiten der gezielte Einsatz von Farbe in einem Foto bietet.

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Kapverdische Inseln, Boa Vista

Auch die Farbwahrnehmung ist hilfreich bei der Gestaltung der Tiefe im Bild. In der Regel nehmen wir näher liegende Landschaftsteile eher farblich wärmer war und entfernte Landschaften eher kühler. Dies hängt mit dem Lichtspektrum zusammen, welches in der Ferne durch die größere Streuung eher in Richtung Blau und somit kühl tendiert.

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Kroatien Gipfel Orliak

Damit ergibt sich auch hier ein visueller Kontrast, welcher die Tiefenwahrnehmung hilfreich unterstützen kann. Alles was dem Auge hilft, die Tiefe in einem zweidimensionalen Foto zu „visualisieren“ sollte als Werkzeug genutzt werden. Nach Möglichkeit ist eine Kombination aus mehreren Elementen perfekt, um den Betrachter durch das Bild zu führen.

Die Farbauswahl im Foto beeinflusst in starkem Maße auch dessen Stimmung. Kräftige Farben und Kontraste können Bilder aus der Masse hervorheben. Sie ziehen den Betrachter förmlich in das Foto. Rot und Gelb sind typische Farben, welche Aufmerksamkeit erregen.

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Sommerwiese Mecklenburg-Vorpommern

Flaue Farben und niedrige Kontraste schreien nicht unbedingt nach Aufmerksamkeit und sind somit eher für ruhigere Bilder geeignet. Das kann allerdings auch schnell langweilig anmuten! Hell / Dunkel oder Komplementärfarben, Blau / Gelb oder Grün / Rot sorgen hier für wesentlich mehr Spannung und Aufmerksamkeit!

Rahmenwahl

Bevor wir unser Bild machen, müssen wir uns Gedanken über den „Rahmen“ der Aufnahme machen. Was bewegt mich zu diesem Bild? Worauf lassen sich meine Eindrücke der vorgefundenen Landschaft reduzieren? Braucht es eine Totale, sprich den Weitwinkel oder kann ich die wichtigsten Elemente für die Bildaussage auch mittels Tele isolieren? Dieser Bildrahmen muss vorab feststehen, damit ich nicht zu viel Überflüssiges auf meinem Foto platziere.

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Schleswig Holstein Dosenmoor

Die isolierten Birkenstämme stehen hier stellvertretend für die Moorlandschaft, wirken aber herausgelöst viel prägnanter vor dem unscharfen Hintergrund ihrer Artgenossen, als eine Totale aller Bäume. Hilfreich ist es sich zu fragen, was ist das prägende Element dieser Landschaft? Ist das klar, geht es an die fotografische Umsetzung.

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Sächsische Schweiz Basteibrücke

Nun gilt es dieses prägende Element in Szene zu setzen. Wie bei der Basteibrücke oben, ist eine Möglichkeit, dem Bild einen Rahmen zu geben. Mittels Holzstamm und Blättern habe ich hier versucht mein Hauptmotiv, die Basteibrücke einzurahmen. So soll der Blick des Betrachters auf mein Hauptmotiv gelenkt werden, um dieses hervorzuheben. Der Standpunkt für das Bild ist häufig von entscheidender Bedeutung.

Es reicht in der Regel für ein interessantes Foto nicht aus, lediglich am Zoomring zu drehen! Häufig ist die Standortveränderung der Schlüssel zum interessanten Bild! Mitunter reichen hier einige Meter zur Seite oder zurück, um aus einem Standardbild ein interessantes zu machen!

Regeln brechen oder nutzen?

Fotografische Grundregeln sind der Anker in der Brandung. Damit hat man immer einen guten Anhaltspunkt für die Bildgestaltung! Wenn man mal wieder etwas planlos agiert, kann man mit diesen Grundregeln zumindest „handwerklich“ ein sauberes Bild gestalten.

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Thüringen rund um den Hainich

Natürlich sind schon wie oben beschrieben auch diese Grundregeln nicht in Stein gemeißelt. Wer Erfahrung gesammelt hat und auch einmal gegen den Strom schwimmen will, kann diese dann bei Bedarf auch gerne neu interpretieren!

Fokus

Alles beginnt mit der Motivwahl und der Positionierung der Schärfe und des Motivs im Sucher. Bei diesem Prozess beeinflussen uns viele natürliche Gegebenheiten. Unsere Blickrichtung ist beispielsweise von links nach rechts. Unsere Perspektive ist die Augenhöhe. Wir fokussieren das meiste mittig und blicken in horizontaler Ausbreitung. All das hat Einfluss auf unser Fotografier Verhalten.

Der goldene Schnitt

Quasi die Mutter aller Fotoregeln. Hiermit wird ein Teilungsverhältnis für Flächen und Linien bezeichnet. Eine Linie wird so geteilt, dass sich die Länge der ungeteilten (ganzen) Linie zum größeren Teilstück so verhält, wie diese zum kleineren Teilstück. Bei dieser Definition wird schon deutlich, dass die Linie nicht in der Mitte geteilt wird, sondern eine Linie von beispielsweise 200 cm Länge in zwei ungleiche Teilstücke von 125 und 75 cm aufgeteilt wird. Hierbei verhält sich 200 zu 125 (8 : 5) wie 125 zu 75 (5 : 3).

Goldener Schnitt

Schon die alten Griechen kannten den „Goldenen Schnitt”. Nach ihrer Auffassung war diese asymmetrische Sichtweise zugleich das „ideale“ Teilungsverhältnis, weil man es auch in den Proportionen des menschlichen Körpers wiederfand. Weltberühmt ist die Zeichnung von Leonardo da Vinci, der nach den Regeln des „Goldenen Schnitts“ den menschlichen Körper erfasste und berechnete. Diese Aufteilung empfinden wir völlig unbewusst aufgrund der sich wiederholenden Proportionen als sehr harmonisch.

Goldener Schnitt

Der Goldene Schnitt lässt sich relativ einfach für die Fotografie nutzen. Hierfür sollte man sich die Lage der Linien einprägen – nutzt als Ausgangspunkt die Drittel regel – hierbei werden die Linien so platziert, dass die Teilstrecken gedrittelt werden und neun gleich große Rechtecke entstehen. Für den Goldenen Schnitt rückt ihr nun diese Linien etwas mehr ins Bildzentrum. Das Hauptmotiv sollte an den Schnittpunkten oder entlang der gedachten Linien platziert werden. Die folgende Aufnahme wirkt in ihrer Bildgestaltung wegen ihrer Reduktion und der strikten Anwendung des „Goldenen Schnitts“ sehr harmonisch. 

Drittel Regel

Drittel Regel

Insgesamt gibt es vier Varianten, ein Bild mittels Goldenen Schnitts aufzuteilen. Der Goldene Schnitt lässt sich einmal links, einmal rechts, einmal oben und einmal unten setzen. Die Motiv-oder Komposition bestimmenden Bildteile sollen also nicht in die Bildmitte gesetzt werden, sondern mehr nach links oder rechts außen oder mehr ins obere beziehungsweise untere Bilddrittel.

Drittel Regel

Das Bild erhält dadurch mehr Spannung, als wenn sich das Motiv genau in der Mitte befindet. Natürlich sollen bei der Bildgestaltung keine mathematischen Berechnungen angestellt, sondern mit dem Hilfsmittel des „Goldenen Schnitts“ ein Gestaltungsprinzip angewendet werden. Dabei reicht es schon, wenn der “Goldene Schnitt” nicht mathematisch genau berechnet, sondern annähernd erreicht wird. 

Motivwahl & Bildausschnitt

Bei der Motiv- und Ausschnittwahl gibt eine wichtige Regel. Konzentriert euch auf das Wesentliche und versucht nicht, zu viele unbedeutende Details mit einer Aufnahme abzudecken. Denkt bei der Bildgestaltung auch an das spätere Ausgabeformat. Das Hauptmotiv muss deutlich erkennbar sein! Wie heißt es doch so schön: „Wenn das Bild nicht gut ist, warst du nicht nah genug dran“!

Auch Regeln kann und soll man brechen.

Ein aktueller Trend in der Fotografie ist, bestehende fotografische Grundregeln mitunter zu missachten. Wählt man diesen Weg, so ist es zunächst aber ratsam, grundlegende Kenntnisse über die fotografischen Regeln zu haben. Der Goldene Schnitt ist eine davon – er steht für Bildaufbau und für spannungsgeladene Aufnahmen, weil diese nicht den konventionellen Sehgewohnheiten entsprechen.

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Mit der Bildkomposition, also der Anordnung der verschiedenen Elemente im Bild können wir den Betrachter in das „Geschehen“ ziehen. Hierfür gibt es in der Fotografie die unterschiedlichsten Regeln, Tipps und Tricks. Was jedoch nicht bedeutet, dass man stur mit diesen seine Fotos gestaltet. In erster Linie sind sie Hilfsmittel und Unterstützung in handwerklicher Hinsicht.

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Fotografisch sollte man sich nicht zum „Sklaven“ dieser Grundregeln machen! Hält man sich zu starr an diese Grundregeln, können die Fotos auch relativ vorhersehbar werden. Weicht man hin und wieder davon ab, hat man auch das Überraschungsmoment auf seiner Seite. Die Mischung macht’s wie so oft!

Hier findet ihr meinen Artikel zur Ausrüstung f. Landschaftsfotografie

Meine Fototechnik gibt es hier

5 Voraussetzungen für spannende Bilder.

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Über den Autor

Mein Name ist Stefan Mohme, ich bin 60 Jahre alt, verheiratet und habe 3 Kinder. Leider musste ich aus gesundheitlichen Gründen meinen Beruf vor 12 Jahren aufgeben. Fotografieren hat mich schon immer interessiert, so ist dann aus meinem Hobby dieser Blog entstanden. In meiner Galerie und auf meiner Portfolio-Seite findet ihr einen Überblick meiner aktuellen Arbeiten. Ich hoffe, Euch gefällt das eine oder andere. Grundsätzlich sind alle Fotos verkäuflich sowohl als digitaler Download als auch als Print bis A2, direkt über mich verfügbar. Bei Interesse oder Sonderwünschen bitte gerne mailen.

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