Der Traum eines jeden Nikon Fotografen ist sicherlich, einmal das Telezoom AF-S Nikkor 70-200 mm 1:2.8E FL ED VR zu besitzen. Dieses Objektiv ist der Inbegriff an Perfektion und Professionalität, was leider auch seine Auswirkungen auf den Preis hat! Wunsch und Realität werden hier also für die meisten Nikon Fotografen eher weit auseinander klaffen. Für die meisten wir solch ein Stück Technik daher auch weiterhin ein Wunsch bleiben.
Vielleicht erfüllt sich der eine oder andere aber auch seinen Wunsch mit Hilfe von Ebay und dem kaum weniger schlechten Vorgänger Nikon AF-S Nikkor AF-S 70-200 mm 2.8 G ED VR II*, der durch den Nachfolger sicherlich etwas im Preis auf dem Gebrauchtmarkt nachgibt!
Vorstellung, Nikon AF-S Nikkor 70-200 mm 1:2.8E FL ED VR
Eckdaten
- Brennweite von 70 bis 200 mm
- Lichtstärke 1:2,8
- Stabilisator ja
- Kleinste Blende 22
- Filterdurchmesser 77mm
- 21 Linsen in 16 Gruppen (davon sieben ED-Glaslinsen und einige mit Nanokristallvergütung)
- Naheinstellung bis 1,1 m über den gesamten Brennweitenbereich
- Maximaler Abbildungsmaßstab 1:4,8
- Gewicht ca. 1.430 g
- Preis ca. 2500€
Nikon AF-S 70-200 mm 1:2.8E FL ED VR*
Bei der neuesten Generation des klassischen 70-200mm-Zooms hat Nikon einiges neu gemacht. Das Ziel war nochmals optimierte Bildqualität, geringeres Gewicht, effektivere Bildstabilisierung, besseres Handling sowie schnellerer, präziserer Autofokus.
Verarbeitung / Ausstattung
Der komplett neue, optische Aufbau beinhaltet nun sogar eine Linse aus dem seltenen und sündhaft teuren Fluorit. Sie reduziert die Anzahl der notwendigen Linsenelemente bei gleichzeitig besserer Bildqualität, kombiniert mit sechs ED-Linsen und einer sogenannten HRI-Linse mit besonders hohem Brechungsindex. Zum geringeren Gewicht trägt auch der neue, aufwändig gedichtete Magnesiumbody des Objektivs bei. Da der Zoomring nun ganz vorne sitzt, verbessert sich das Handling, wenn man das Einstellen der Schärfe dem Autofokus überlässt. Die Naheinstellgrenze liegt nun bei 110 Zentimeter, der maximale Abbildungsmaßstab hat sich fast verdoppelt und beträgt nunmehr 1:4,8 statt 1:9,1. Die Focus- Stop-Taste lässt sich unter anderem mit einer Nikon D5 oder D500 auch mit anderen Funktionen belegen.
Nikon AF-S 70-200 mm 1:2.8E FL ED VR
Der Objektivtubus des Telezoom besteht teilweise aus Metall und teilweise aus Kunststoff, um Gewicht zu sparen. Vor allem der hintere Bereich ist besonders robust aus Metall gefertigt, inklusive dem Bajonett und der Stativschelle. Am Bajonett befindet sich zudem eine Gummilippe, die das Eindringen von Staub und Spritzwasser verhindert; auch das Objektiv selbst verfügt über entsprechende Schutzmaßnahmen. Die Stativschelle lässt sich stufenlos drehen und arretieren, in 90-Grad-Winkeln sind Markierungen zur Orientierung aufgebracht.
Nikon AF-S Nikkor AF-S 70-200 mm 2.8 G ED VR II Vorgänger*
Autofokus & Stabilisator
Der Autofokus des 70-200 packt extrem rasant zu und fokussiert leise, präzise und zuverlässig sein Ziel. Die Naheinstellgrenze beträgt lediglich 1,1 Meter, was 85 Zentimeter ab Frontlinse entspricht. Damit lässt sich ein maximaler Abbildungsmaßstab von 1:4,8 realisieren. Das entspricht einem Bildfeld von 17,3 mal 11,5 Zentimetern. Der Bildstabilisator arbeitet zuverlässig und erlaubt in der Praxis drei Belichtungsstufen längere Belichtungszeiten als ohne Stabilisator.
Nikon Telezoom AF-S 70-200 mm 1:2.8E FL ED VR & Nikon AF-S Nikkor AF-S 70-200 mm 2.8 G ED VR II Vorgänger rechts
Wie bei allen hochwertigen AF Objektiven mit Ultraschallautofokus, kann man jederzeit manuell korrigierend in den Fokussiervorgang eingreifen, ohne den Fokusmodus zu ändern. Das Objektiv ist Staub- und spritzwassergeschützt. Durch die große Blendenöffnung von 2,8 kann man sehr schön mit der Hintergrungunschärfe arbeiten. Diese Lichtstärke sorgt dann allerdings zusammen mit der hochwertigen Verarbeitung für ein Gewicht jenseits der Kilogrenze.
Abbildungsleistung
Nikon hat das 70-200 Telezoom mit einer Nanokristallvergütung versehen, die in der Praxis exzellente Dienste leistet. Selbst im Gegenlicht, egal ob mit Sonne im Bildfeld oder knapp außerhalb, gibt es praktisch keine Einbußen beim Kontrast oder störende Blendenreflexe. Das Filtergewinde misst 77 Millimeter. Die Blende verfügt über neun Lamellen und wird elektromagnetisch gesteuert, was zu einer höheren Genauigkeit bei der Belichtung führt, allerdings mit älteren SLRs von Nikon nicht kompatibel ist.
Wer eine halbwegs moderne DSLR von Nikon besitzt, muss sich aber keine Sorgen machen. Das Bokeh ist für sich in Ordnung. In der Schärfeebene zeigt sich in der Praxis eine hervorragende Bildqualität. Das 70-200 zeigt bis auf ein wenig kissenförmige Verzeichnung praktisch kaum optischen Fehler. Die Neurechnung, bestehend aus 22 Elementen in 18 Gruppen, die sechs ED-Linsen, eine Fluoritlinse und eine HRI-Linse beinhaltet, hat sich offensichtlich gelohnt.
Kontrast, Schärfe und Farbdarstellung befinden sich auf dem Niveau von guten Festbrennweiten. Die Mitte wird bereits offen sehr scharf und hoch aufgelöst dargestellt. Offen zeigt die kürzeste Brennweite erneut den stärksten Randabfall. Abblenden bringt am Bildrand über alle Brennweiten ein Zugewinn. Hier sollte um zwei Blenden auf f/5,6 abgeblendet werden, wenn man auch in den Ecken Wert auf eine hohe Schärfe legt. Ein Schwachpunkt des Zooms ist der Leistungsabfall am Bildrand. Also von Perfektion in der Abbildungsleistung ist dieses lichtstarke Standardzoom doch etwas entfernt. Die eierlegende Wollmichsau ist das nicht. Das Jammern findet hier allerdings auf sehr hohem Niveau statt!
Fazit / Empfehlung
Mit dem Telezoom AF-S Nikkor 70-200 mm 1:2.8E FL ED VR hat Nikon einen echten Kracher auf den Markt gebracht. Die neue optische Rechnung mit sechs ED-Linsen, einer Fluoritlinse sowie einer HRI-Linse sorgt für eine scharfe Abbildungsleistung bereits ab Offenblende. Das Telezoom ist robust gebaut und ergonomisch den Festbrennweiten angepasst. Mit Ausnahme von einer kissenförmigen Verzeichnung zeigen sich zudem praktisch keine optischen Fehler. Der schnelle Autofokus sowie der optische Bildstabilisator tragen ihren Teil zum hervorragenden Gesamteindruck bei. Nur der Preis von gut 2600 Euro tut etwas weh, ist angesichts der Leistung jedoch durchaus gerechtfertigt.
Braucht man dieses Telezoom? Wer ein VRII hat, eher nicht. Bzw. ein unmittelbarer Vorteil wird sich im Vergleich dazu vor allem dann bemerkbar machen, wenn die AF-Geschwindigkeit und Treffsicherheit DIE entscheidende Kriterien sind! Schneller Sport, Hunde in Aktion, in solchen Feldern wird man unmittelbar mit weniger Ausschuss belohnt. Alles weitere ist halt “nice to have”, es geht ohne den Zuwachs an Schärfe – es hat ja vorher auch sehr gut funktioniert – aber wenn man sich den “Spaß” leisten kann und will (oder auch beruflich leisten “muss”), merkt man eben auch, wofür man hier die Schippe mehr ausgegeben hat! Das ist leider nicht immer der Fall, auch nicht bei Nikkoren, die manchmal auch nur teuer sind, ohne dass man im Gebrauch merkt, wofür man hier mehr bezahlt hat.
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