Fototipp Folge 36: das RAW Format benutzen!
Die meisten modernen Kameras bieten zwei verschiedene Dateiformate zum Speichern der Aufnahmen an. Einmal das allseits bekannte und beliebte JPG Format, mit denen Bilddateien gespeichert werden. Alternativ kann man die Bilder im Herstellerspezifischen RAW Format speichern.
Dabei werden die Rohdaten des Bildes gespeichert, praktisch ein digitales Negativ. Einige Kameras bieten zusätzlich die Möglichkeit, beide Formate parallel zu erstellen. Was bedeutet das nun für uns?
Fototipp, Folge 36
Das RAW Format benutzen?!
Dateiformate in Fotokameras; RAW vs. JPG, wo ist der Unterschied?
Bei vielen digitalen Kameras (sowohl Kompaktkameras, aber auch Systemkameras & Spiegelreflexkameras) werden die Bilder standardmäßig bereits vor dem Speichern durch einen internen Bildprozessor geschickt und dort bearbeitet. Es werden u.a. Schärfe, Kontrast und Helligkeit angepasst, die Sättigung geringfügig erhöht und eventuell vorhandenes Bildrauschen entfernt. Das dadurch entstandene Bild wird in komprimierter Form meist als JPG auf der Speicherkarte abgelegt.
Beim Fotografieren im RAW-Format entfällt dieser Bearbeitungsschritt. Die Daten werden unbearbeitet und unkomprimiert komplett „roh“ auf der Speicherkarte abgelegt. Dabei werden die Bilder nicht im JPG-Format gespeichert, sondern in einem spezifischen Rohdatenformat, welches je nach Hersteller ein anderes ist (Nikon verwendet z.B. die Dateiendung .NEF).
Das RAW-Format beinhaltet sämtliche Bildinformationen in unbearbeiteter Form so, wie sie vom Sensor der Kamera aufgezeichnet worden. Die Dateien lassen sich mithilfe gängiger Programme, wie z.B. Photoshop Elements* oder Lightroom* bearbeiten. Viele Kamerahersteller stellen aber auch gesonderte Software zur Verfügung (RAW-Konverter), um dessen RAW-Formate lesen und bearbeiten zu können.
Was passiert im RAW Format?
Bei der Aufnahme eines Bildes in der Kamera treffen Lichtinformationen auf den Sensor der Kamera. Beim RAW Format werden genau diese Informationen abgespeichert. Dies geschieht ohne Veränderung der Werte, es findet dabei keine „Entwicklung“ des Fotos in der Kamera statt. Daher ist eine RAW Datei eigentlich noch kein Bild. Es ist eine Datei, welche die Farb- und Helligkeitswerte jedes einzelnen Pixels enthält und einige spezifische Informationen der Kamera.
Zum Betrachten und zur Bearbeitung der Informationen braucht man eine Software, welche aus diesen Informationen erst ein Bild macht. Dieses kann man dann bearbeiten und anschließend als Foto speichern, meist im JPG Format. Die Dateien sind – im Vergleich zu Fotodateien – riesig groß. So kann eine RAW Datei schnell bis zu 40-60 Megabyte groß sein.
Was passiert beim JPG-Format?
Bei der Aufnahmen des Fotos werden die gleichen Lichtinformationen aufgenommen, die auf den Sensor der Kamera treffen. Die Software der Kamera entwickelt aus diesen Informationen ein Foto und speichert dieses als fertiges Bild im JPG Format ab. Dabei wird der Weißabgleich gesetzt, Farbräume festgelegt, das Foto geschärft.
Bild mit großem Kontrastumfang wie oben benötigt als Ausgangsdatei ein RAW Bild
Die meisten Kameras erledigen diese interne Bildentwicklung durchaus zufriedenstellend. Durch die Speicherung im JPG Format sind die Dateien zudem deutlich kleiner als RAW Dateien. Das erklärt sich aus der geringeren Anzahl an Informationen und durch die verhältnismäßig starke Komprimierung des JPG Formats.
Warum also im RAW Format fotografieren?
Am Ende kommt immer ein JPG Bild als Ergebnis heraus. Entweder direkt aus der Kamera oder über die Entwicklung der RAW Datei am Computer. Warum soll man also den „Zwischenschritt“ über das RAW Format gehen? Interessant wird das RAW Format immer, sobald man Bilder intensiv bearbeiten möchte. Also nicht nur kleinere Korrekturen im Bild, wie gerade drehen oder kleine Änderungen an der Belichtung. Das funktioniert auch mit einer JPG Datei.
Vielmehr sind damit Bearbeitungen gemeint, wie Weißabgleich ändern, Über- oder Unterbelichtungen, die wesentlich größere Eingriffe in das Bild darstellen. Dazu hat man im RAW Format viel mehr Informationen in der Bilddatei. Die Belichtung lässt sich über mehrere Stufen korrigieren. Man kann einen Kontrastumfang erzeugen, den man mit keinem JPG als Ausgangsbild erreichen kann. Durch die Bearbeitung und die Komprimierung der JPG Bilder in der Kamera fehlen einfach schon enorm viele Informationen im Bild, welche für eine intensive Bearbeitung unbedingt nötig sind.
So hat man zum Beispiel beim JPG Bild maximal 16,8 Millionen Farbwerte im Bild gespeichert. Beim RAW Format sind es dagegen über 4 Billionen Farbstufen. Ähnlich verhält es sich mit den Tonwerten (256 / 16384). Bei der Entwicklung der Bilder stehen einem also viel mehr Informationen zur Verfügung, mit denen man das Bild bearbeiten kann.
Möchte man den Himmel in einem Foto verändern, z.B. mehr Kontrast zufügen und den Farbton intensivieren, kommt es beim JPG Format schnell zu Tonwertabrissen und zu einem unnatürlichen Bildeindruck. Tonwertabrisse sind Linien / Abstufungen, die zwischen den einzelnen Blaustufen im Himmel entstehen. Das passiert bei einer RAW Datei nicht so schnell, es sei denn, man übertreibt die Bearbeitung maßlos.
Vorteil JPG
Bei schnellen Foto-Serien (Sportfotografie, Action…), ist das Speicherintensive RAW Format natürlich – bedingt durch die großen Dateien nicht so „schnell“. Die RAW-Speicherung braucht deutlich mehr Zeit und Ressourcen. Deshalb ist in dieser Situation z.B. zu überlegen, die Aufnahmen mit der feinsten JPG-Einstellung zu machen. Denn ein nicht gemachtes Bild lässt sich eben auch nicht bearbeiten.
Vorteil RAW
Bei verschiedenen Lichtquellen hat RAW den Vorteil, dass man den korrekten Weißabgleich erst später in Ruhe am PC vornehmen kann. Gleiches gilt bei schnell wechselnden Lichtverhältnissen. Situationen mit hohem Dynamikumfang sprechen ebenfalls klar für die Verwendung von RAW. All dies sind Situationen, bei denen das JPG Format leider keine perfekten Ergebnisse aufgrund fehlender Informationen und starker Komprimierung liefert.
Abschließend
Vielfach kann das Speichern im RAW + JPG-Format gewählt werden. So ist das JPG-Bild sofort verfügbar, und man hat zusätzlich die Möglichkeit, später größere Korrekturen am digitalen Negativ zu machen. Mit meiner Nikon belichte ich im RAW-Format in schwierigen Lichtverhältnissen eher um 0.3 Stufen knapper. Ausgefressene Lichter sind in keinem Fall mehr herzustellen. Wo keine Informationen mehr sind, können auch hinterher keine mehr dazu gefügt werden. Dunkle Bereiche lassen sich leicht aufhellen und restliches Rauschen in der Regel gut herausrechnen!
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Eigentlich kann es für alle, die das Maximum an Bildinformationen speichern möchten, nur eine Empfehlung geben und die heißt, das RAW Format zu nutzen! Damit bekommt man auch für die Zukunft die größtmögliche Flexibilität, um seine Bilder mit evtl. aktualisierten RAW Konvertern noch einmal erneut und dann verbessert entwickeln zu können. Natürlich bietet einem das RAW Format wie beschrieben auch aktuell die größten Optionen, die bestmögliche Bildqualität aus den Rohdaten zu generieren, egal mit welchem RAW Konverter.
Für alle, die hochwertige Fine Art Drucke produzieren wollen, ist das „Rohdatenformat“ ebenfalls ein Muss, um die Bilder mit höchstmöglichem Kontrast und Dynamikumfang ohne Verlust von Zeichnung in Lichtern oder Schatten zu Papier zu bringen. Wie oben beschrieben, lässt sich bei vielen Kameras auch die Option der gleichzeitigen Speicherung von RAW und JPG wählen. Damit hat man dann das Beste aus beiden Welten: ein schnell verfügbares „fertiges“ JPG und optional ein originaler Rohdatensatz zur eigenen Entwicklung oder als Sicherheitsdatei.
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