Welche Sensorgröße brauche ich, reicht auch APS-C?
Die Sensorgröße ist immer wieder Diskussionsgegenstand unter Fotografen. Eigentlich sind die Zeiten lange vorbei, wo die Sensorgröße das alleinige Qualitätsmerkmal in der Digitalfotografie war. Die Entwicklung ist in großen Schritten vorangegangen und hat gezeigt, wozu mittlerweile selbst aktuelle Handykameras in der Lage sind.
Auch hier ist eine kleine Umkehr in der Sensorentwicklung zu verzeichnen, von immer höheren Pixelzahlen zurück zu einem guten Mittelwert mit niedrigem Rauschverhalten in Kombination mit mehreren Objektiven. Bei ausreichend Licht sind selbst die kleinsten Sensorformate heutzutage in der Lage hervorragend scharfe und rauschfreie Bilder zu liefern!
Welche Sensorgröße brauche ich, reicht auch APS-C?
Allgemein
Die automatische Fokussiertechnik moderner Kameras ist schnell, zuverlässig und manuell nur in Ausnahmefällen an Präzision und Geschwindigkeit zu übertreffen. Da die Schärfe aber nicht nur ein Qualitätskriterium, sondern auch ein Gestaltungsmittel ist, stellt sich die Frage, woher der Autofokus weiß, worauf der Fotograf scharfstellen will. Fotografien geben den dreidimensionalen Raum als zweidimensionales Bild wieder.
Bildsensoren im Größenverhältnis
Am schärfsten werden jene Objekte im Bild wiedergegeben, die sich in der Fokusebene, also in der Entfernung befinden, auf die scharfgestellt wurde. Aber auch etwa ein Drittel des Raumes davor, sowie rund zwei Drittel dahinter werden vom Betrachter ebenso als scharf empfunden. Dieser Raum wird auch als Schärfentiefe bezeichnet. Sie schrumpft mit einem größeren Abbildungsmaßstab und einer zunehmenden Blendenöffnung.
Fototechnik: Bildsensoren – klein oder groß?
Die Diskussion über die optimale Größe von Bildsensoren für Foto- und Videokameras scheint bei vielen Fotografen zu einem Glaubenskrieg auszuarten. Für Viele wird sie, gemeinsam mit der auf dem Sensor untergebrachten Anzahl der Pixel, als das entscheidende Qualitätskriterium herangezogen. Doch Sensorgröße und Pixelzahl beeinflussen nicht nur die Bildqualität.
Auch die Baugröße und das Handling von Kameras und Objektiven sowie deren kreative Möglichkeiten für die Bildgestaltung unterliegen der Sensorgröße. Viele der Sensorgrößen und hohen Pixelzahlen nachgesagten Vorzüge relativieren sich bei genauerem Hinsehen oder entpuppen sich sogar als unbegründete Vorurteile, deren Ursprung weit in die Frühzeiten der Digitalfotografie hineinreichen oder falscher Analogie zur Fotografie auf Film geschuldet sind.
Pixelzahl und Sensorgröße
Es ist richtig, dass sich auf einer größeren Sensorfläche auch mehr Pixel unterbringen lassen und die Pixel kleiner werden müssen, wenn sie in gleicher Menge auf einem kleineren Chip Platz finden sollen. Nur stimmt es nicht, dass diese dann auch zwangsläufig aufgrund ihrer geringeren Größe eine schlechtere Bildqualität liefern würden. Das Hauptaugenmerk der Sensorforschung gilt der Entwicklung kleinerer, effektiverer Pixel und nicht etwa größerer, lichtempfindlicherer Pixel.
Daher ist davon auszugehen, dass moderne Sensoren mit hoher Auflösung inzwischen eine bessere Bildqualität liefern als ältere mit größeren Formaten und größeren Pixeln. Die Lieferanten für Bildsensoren orientieren sich in ihrer Forschung an den Bedürfnissen des Marktes, dessen Tendenz zu kleineren Sensoren neigt. Moderne Techniken ermöglichen es heute, kleinere Sensoren mit kleineren, aber effektiveren Pixeln herzustellen, die in der Bildqualität den großen Sensoren in nichts nachstehen. Das beweisen nicht nur die Smartphones mit ihren winzigen, hochauflösenden Kameras, sondern beispielsweise auch die Premium Aufnahmesysteme renommierter Hersteller mit ihren 1-Zoll-Chips.
Die augenblickliche Oberklasse beim Wettlauf um Pixelrekorde spielt im Bereich von 40 bis 60 Megapixeln und Spitzenwerten von 100-150 Megapixeln. Die 40-Megapixel-Grenze haben dabei auch schon Smartphone Kameras erreicht. Wesentliche Vorzüge größerer Sensoren sind also nicht unbedingt nur in der Auflösung zu suchen, zumal viele ältere Objektive für die aktuellen Vollformatkameras diese oft gar nicht bewältigen können. Ab 50 Megapixel stoßen selbst manche neu auf den Markt gekommene Objektive an ihre Grenzen.
Die unterschiedlichen Fotoformate
Pixeldichte und Rauschen
Kleinere Pixel, so lautet eine Faustregel, können weniger Licht einfangen als größere. Als Vergleich werden oft zwei nebeneinander stehende Eimer herangezogen, mit denen die Photonen wie beispielsweise Regenwasser aufgefangen werden. Natürlich wird der Eimer mit dem größeren Durchmesser mehr Regentropfen bzw. Photonen auffangen als ein kleinerer.
Nikon z7 & Nikon AF-S Nikkor 300mm 1:4E PF ED VR, hohe Detailschärfe
Doch der Vergleich hinkt. Das aus den Photonen erzeugte Signal lässt sich verstärken. Moderne Pixel verfügen über verbesserte Verstärker, die den für die Bildqualität wichtigen Signal-Rauschabstand optimieren. Die Regel gilt also immer nur, wenn auch die größeren Pixel auf den größeren Sensoren, in gleicherweise optimiert wurden.
Kleinere Pixel wiederum sind besser dazu in der Lage, feine Muster zu erfassen, beispielsweise, wenn es darum geht, Artefakte wie etwa Moirée-Effekte zu vermeiden und eine hohe Detailwiedergabe zu erreichen. Nicht die Pixeldichte spielt heute die entscheidende Rolle, sondern die Effektivität und Qualität der Pixel sowie die Verfahren der Signalverstärkung und die zur Trennung von Signal und Rauschen. Steht weniger Licht zur Verfügung, muss die ISO-Empfindlichkeit der Pixel erhöht werden.
Das hatte in der analogen Fotografie zumeist ein gröberes Korn zur Folge und führt in der digitalen Fotografie zu höherem Bildrauschen. Ein Grund für das Bildrauschen bei höheren Empfindlichkeiten ist auch der Größe und der Lage der Pixel zueinander geschuldet. Aber auch hier haben innovative Technologien dazu geführt, den Signal-Rauschabstand zu verbessern.
Nikon z7 & Nikon AF-S Nikkor 300mm 1:4E PF ED VR, Freistellung & Bokeh
Sodass auch mit kleineren, dicht beieinander liegenden Pixeln bei wenig Licht immer bessere Ergebnisse erzielt werden können. Heute liefern schon 1“ große Sensoren mit einer Dichte von 20 Megapixeln exzellente Ergebnisse selbst bei wenig Licht. Die Bildqualität wird zukünftig also auch bei den Kameras mit kleineren Sensoren, wie APS oder MFT, mit der von heutigen Vollformatkameras vergleichbar sein.
Sensorgröße und Kamerabaugröße
Um Kameras kompakt halten zu können oder auch in Mobiltelefonen zu integrieren, waren kleine Sensoren die Voraussetzung. Welche Fortschritte hier in der Sensorminiaturisierung erreicht wurden, zeigen die aktuellen beeindruckenden Bildqualitäten. Kleinere Bildsensoren ermöglichen inzwischen bei vielen Gelegenheiten nicht nur eine vergleichbare Bildqualität, sie eröffnen auch ganz neue Möglichkeiten.
Ohne sie wären die gewaltigen Zoombereiche mit bis zu sechzig fachen Brennweiten in den kompakten Zoomkameras, die einen Vollmond nahezu formatfüllend abbilden können oder mit denen sich Kleintiere aus ausreichender Fluchtdistanz mit der Kamera einfangen lassen, nicht möglich.
Auch in der professionellen Fotografie setzen sich für bestimmte Anwendungen Kameras mit kleineren Bildsensoren (MfT) mehr und mehr durch. Bergfotografen, aber auch Tier- und Abenteuerfotografen, die ihr Equipment oftmals über Tage und unter extremen Bedingungen transportieren müssen, sind um jedes Gramm, das sie weniger mitzuschleppen haben, froh. Kleinere Kameras mit kleineren Superteleobjektiven ermöglichen Action-, Sport- und Tieraufnahmen aus der Hand, für die bei großformatigen Aufnahmesystemen ein Stativ unverzichtbar wäre.
Auswirkungen auf die Bildgestaltung
Ein wesentliches Argument für größere Sensoren war die mit ihnen einfach zu erreichende, sanfte Hintergrundschärfe, auch unter der aus dem Japanischen abgeleiteten Bezeichnung „Bokeh“ bekannt. Umgekehrt bringen kleinere Sensoren in kritischen Bereichen eine größere Schärfentiefe. Hochöffnende Objektive mit Lichtstärken höher als 1:2.0 liefern einen ebenso weichen Unschärfeverlauf wie Objektive für größere Aufnahmeformate.
War früher auch in der digitalen Fotografie eine Qualitätsentscheidung, ob ein Aufnahmesystem mit größerem oder kleinerem Format eingesetzt wurde, so wird diese heute vor allem von der fotografischen Aufgabe bestimmt. Es ist ein Kompromiss, den der Fotograf zwischen Qualität, Gewicht, den gestalterischen Absichten und auch dem Preis abzuwägen hat.
Ein sphärische 360°- Panorama wird ein System mit größeren Sensoren ungleich schwieriger machen als eines, das eine oder mehrere Kameras mit winzigen Sensoren verwendet, deren Auflösung sich schließlich so weit addiert, dass Betrachter darin interaktiv auf jedes Detail zoomen können.
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Fazit / Empfehlung
Die Sensorgröße heutzutage noch als das alleinige Qualitätskriterium bei Digitalkameras zu sehen, halte ich für völlig überholt. Die Auflösung selbst von kleineren Sensoren wie z.B. Micro four Thirds ist mittlerweile ebenfalls so hoch, dass es nur in Ausnahmefällen noch ein Argument für größere Sensoren gibt. Für Druck und Web stellen auch diese Sensoren ausreichend Auflösung zur Verfügung. Hier findet ihr meinen Artikel zur nötigen Druckauflösung.
Für mich gibt es vereinzelt nur im künstlerischen Bereich, wenn überhaupt noch einen kleinen Vorteil für größere Sensoren. Im Bereich „Freistellung“ und „Bokeh“ mag es sicherlich gefühlt noch einen kleinen Vorteil für große Sensoren geben. Wer allerdings in der Makrofotografie tätig ist, wird eher den Schärfegewinn durch die kleineren Sensoren schätzen. Also die Kamera sollte nicht unbedingt nach Sensorgröße, sondern nach fotografischer Ausrichtung gewählt werden.
Weiter Technik Erfahrungsberichte findet ihr hier.
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