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Making Off, Folge 3: Basteibrücke

Making Off, Folge 3: Basteibrücke

Making Off, Folge 3: Basteibrücke. In meiner neuen Kategorie „Making Off“ hier auf dem Blog möchte ich in loser Folge exemplarisch an ausgewählten RAW Bildern den Entstehung – und Entwicklungsprozess in Lightroom bzw. Capture One oder der NIK Kollektion beschreiben.

Making OFF, Folge 3

Da es immer wieder Anfragen zum „Making Off“ der Bilder gibt, geht es heute mit Folge 3 und einem Bild aus meinem Wanderwochenende im Mai 2018 im Elbsandsteingebirge. Natürlich wird es auch HDR, Panorama oder Schwarzweiss Bilder in dieser Kategorie geben.

Making Off, Folge 3 Basteibrücke

Einleitung / Bildenstehung

Das Bild, mit welchem ich mich heute beschäftigen möchte, ist im Mai 2018 im Elbsandsteingebirge entstanden. Zu sehen ist die Basteibrücke und im Hintergrund der Rauenstein und der Bärenstein. Um 4.00 Uhr klingelte an diesem Tag der Wecker zum Start. Glücklicherweise lag unsere Ferienwohnung relativ dicht bei der Basteibrücke, so konnten wir zumindest eine zeitaufwändige, lange Anfahrt umgehen. Tags zuvor hatten wir uns natürlich einige Fotostandorte ausgesucht von wo wir uns die besten Bilder erhofften. Als wir dann allerdings vor Ort waren, hatten gefühlt Dutzende andere Fotografen an dem Morgen anscheinend die gleiche Idee.

Fotografen sind ja nette Menschen und so fand sich für jeden ein zufriedenstellendes Plätzchen, an dem er sein Equipment aufbauen Konnte. Also Stativ eingerichtet, Kamera justiert und den sperrigen Haida Filterhalter* auf das Tamron 15-30 mm F/2,8 montiert. Kabelfernauslöser angeschlossen, Grau- und Grauverlaufsfilter und zusätzlich Polfilter eingesetzt. Probeaufnahmen machen, ein wenig Feintuning und eh man sich versieht, geht die Sonne auf. Die Bilder sind zwischen 1/13 sek & F/13 und 1/125 sek und F/13 belichtet.

Basteibrücke

Wir wechseln in das Entwickeln Modul von Lightroom*. Als Erstes aktivieren wir die Unter- und Überbelichtungswarnanzeigen. Anschließend werfen wir einen Blick auf das Histogramm 2. Nicht erst nach diesem Blick erkenne wir, dass das Bild viel zu dunkel ist. Da ich mit meiner Nikon D750*bei viel Himmelsanteil im Bild häufig die Lichterbetonte Belichtungsmessung verwende: Die Kamera richtet sich mit der Belichtung dann nach den hellsten Motivbereichen. Natürlich entsprechen auch die Farben bei weitem nicht der morgendlichen Stimmung beim Sonnenaufgang!

Mit dieser Methode lässt sich der Detailverlust in den »Lichtern« verringern, zum Beispiel beim Fotografieren von Bildern mit viel Himmelsanteil. Das führt dann natürlich zwangsläufig zur latenten Unterbelichtung des restlichen Bildes (Rauschgefahr !). Diese Unterbelichtung lässt sich aber ohne große Probleme bei dem hervorragenden Dynamikumfang der Nikon D750 in Lightroom korrigieren. Ein überbelichteter Himmel mit ausgefressenen Lichtern lässt sich jedoch nicht wieder herstellen und hinterlässt gerade beim Drucken Flächen ohne Farbdeckung. Für den Fine Art Druck! Ein absolutes „No Go“!

Lightroom Importiertes RAW Bild

Mit blauem Farbton sieht man im Bild auch direkt die unterbelichteten Stellen, die schwarz zulaufen und keine Zeichnung mehr haben. Dies gilt es in jedem Fall zu korrigieren. Mein Arbeitsablauf – neudeutsch „Workflow“ – entspricht dabei weitestgehend den Empfehlungen von Adobe. Ich arbeite mich von oben nach unten durch die einzelnen Bedienfelder.

Screenshot Lightroom

Lightroom Bedienfelder „sortieren“

Diese kann man seit Version 8 nach seinen Vorlieben in der Reihenfolge verschieben und anpassen. Dazu klickt man mit der rechten Maustaste auf Bearbeitungsmodul und wählt Bedienfelder anpassen. Solltet ihr also eine andere Arbeitsreihenfolge bevorzugen, lässt sich diese hier auch in den Bedienfeldern entsprechend darstellen.

Lightroom Korrekturen

Globale Korrekturen

In der Regel benutze ich dann als Erstes sehr häufig die Automatik Funktion 1von Lightroom. Ich habe darüber ja schon geschrieben, dass diese seit der letzten Anpassung (ich glaube in Lightroom 7) mit der Verknüpfung der mittlerweile allgegenwärtigen KI (Künstliche Intelligenz) enorme Fortschritte gemacht hat.

Vorher waren die Automatik Ergebnisse nicht wirklich zu gebrauchen. Seit der Implementierung von KI haben sich die Ergebnisse deutlich verbessert. Nicht nur, dass Lightroom fast alle Regler im Bereich Tonwert und Präsenz nutzt, sondern die Ergebnisse sind insgesamt sehr konstant und auf einem recht hohen Niveau!

Screenshot Lightroom

Das bedeutet für mich, dass ich so mit einem Klick eine recht gute Vorentwicklung meiner Bilder bekomme, ohne dafür selber ein knappes Dutzend Regler zu nutzen! Das ist eine enorme Zeitersparnis, selbst wenn man noch verschiedene Feinkorrekturen am Automatikergebnis vornehmen muss!

Natürlich schießt die Automatik auch hin und wieder über das Ziel hinaus, aber insgesamt sind die Ergebnisse immer wieder erstaunlich. Der nächste Screenshot ist also das Ergebnis der Lightroom Automatik. Vorab sollte natürlich bei Bedarf das Bild beschnitten und ausgerichtet und ebenso der Weissabgleich angepasst werden.

Screenshot Lightroom

Lightroom Bildergebnis mit „Automatik“ Korrektur!

Ich finde das Ergebnis für den Anfang in die Bildentwicklung ein guter Start! Wie man im Bedienfeld deutlich erkennen kann, hat Lightroom alle 12 Regler für die Bildkorrektur genutzt und für einen Klick ein überzeugendes Ergebnis zustande gebracht! Allein der Blick auf das Histogramm sagt schon alles! Hier bleibt nicht mehr viel zu tun. Insgesamt ist mir das Bild natürlich noch zu dunkel und zu „flau“. Auch die Farben sind noch nicht „aussagekräftig“ genug!

Als Nächstes öffnen wir das Bedienfeld Gradationskurve 3. Wer über einen kleinen Bildschirm verfügt, kann für die Übersichtlichkeit bei den Bedienfeldern den sog. Solomodus wählen. Dieser sorgt dafür, dass immer nur ein Bedienfeld geöffnet ist. Das ist gerade auf begrenzten Anzeigen sehr praktisch, wie z.B. auf dem Laptop.

So wie man auch am Bedienfeld erkennen kann, habe ich noch eine Feinjustage durchgeführt und die Gradationskurve entsprechend meinen Vorstellungen angepasst. Je nachdem, welche Regler man bewegt, muss man  den einen oder anderen immer noch einmal nachjustieren, bis alles passt. Damit ist meine globale Korrektur zunächst erst einmal beendet. Die nächsten Bereiche werden über selektive Korrekturen angepasst.

Selektive Korrekturen

Verlaufsfilter

Dafür wähle ich als Erstes den Verlaufsfilter für den Himmel, der mir immer noch zu wenig Zeichnung hat. Diesen ziehe ich vom oberen Bildrand bis an die Baumspitzen über die Basteibrücke im Vordergrund hinweg. Anschließend verringere ich die Belichtung und Lichter und nutze noch den Dunst Regler.

Screenshot Lightroom

Unter 1 lässt sich mit Mausklick die Maskenüberlagerung anwählen. Lightroom stellt uns dann mit roter Farbe die Maskenauswhl als Vorschau dar. Oftmals sehr hilfreich um die genaue Maskengröße zu kontrollieren. Auch für den Vordergrund ziehe ich einen Verlaufsfilter auf. Hier helle ich die Bereiche allerdings auf.

Radialfilter

Leider ist mir der Bereich links der Basteibrücke insgesamt noch zu dunkel. Ich entscheide mich nun für einen dieses Problem zu beheben. Ich ziehe über diesen Bereich im Vordergrund eine elipsenförmige Maske auf. Da diese auf den inneren Bereich wirken soll, muss ich die Wirkung umkehren.

Screenshot Lightroom

Zusätzlich blende ich mir die Maskenüberlagerung mittels roter Farbe ein. Ich verstärke Helligkeit, Tiefen Kontrast, Struktur und Details, um diesen Bereich weiter herauszuarbeiten.

HSL Farbkorrektur

Damit komme ich zu den letzten selektiven Korrekturen, welche sich im HSL Bedienfeld 3 verstecken und eine selektive Farbkorrektur erlauben. Damit lassen sich nun gezielt Farbanpassungen in Himmel, Vegetation sowie Mauern und Steinen vornehmen.

Als Nächstes öffne ich also das HSL – und Detail – Bedienfeld. Im HSL Bedienfeld wähle ich Luminanz vor und bewege die Pipette zuerst auf das verbliebene Himmelsblau, um dieses mittels Reduzierung der Luminanz noch etwas zu verstärken. Das Gleiche mache ich im Bereich Boden / Gras. Weiter geht es zum Bedienfeld Details. Gegebenenfalls muss ich in den Bedienfeldern 2 & 3 noch einmal „Global“ nachkorrigieren.

Bereichsreparatur

Leider haben sich im Himmelsbereich noch einige Sensorflecken gezeigt, die ich natürlich jetzt noch entfernen werde. Dazu wähle ich die Bereichsreparatur, damit ist der Spuk im Nu entfernt. Hier sollte man sehr penibel arbeiten, vor allem wenn das Bild gedruckt werden soll. Hier zeichnet sich wirklich jeder kleine Schatten beim Druck im Bild ab!

Schärfen & Rauschreduzierung

Die letzten Arbeitsschritte sind dann das Bild zu Schärfen und wenn nötig die Rauschreduzierung anzupassen. Das Bild ist mit ISO 640 aufgenommen und mit der lichterbetonten Belichtungsmessung belichtet worden. Das führt zur leichten Unterbelichtung. Gerade in den dunklen wie wir in der 1:1 Ansicht erkennen finden wir leichtes Luminazrauschen. Dies stellt für Lightroom kein größeres Problem dar und lässt sich per Regler einfach beseitigen.

Screenshot Lightroom

Hier schärfe ich das Bild nun, um die feinen Strukturen im Gras und in den Bäumen perfekt herauszuarbeiten. Dazu gehe ich mit der Maustaste auf den Maskieren Regler und drücke gleichzeitig die ALT Taste. Damit wird mir die Schärfungsmaske von Lightroom eingeblendet. Nun kann ich mittels Bewegen des Maskieren Reglers genau den Bereich einstellen, den ich schärfen möchte. Dies sind alle weiss hervorgehobenen Konturen.

Screenshot Lightroom

Im Anschluss an das Schärfen stelle ich für den etwas körnigen Himmel die Rauschreduzierung noch etwas hoch. Obwohl das Bild mit lediglich ISO 250 mit meiner Nikon D750 aufgenommen wurde, sehe ich hier etwas Handlungsbedarf.

Lightroom Workflow für Einsteiger!

Als Letztes vergewissere ich mich noch, ob auch die Objektivkorrekturen aktiviert sind. Bei einem Superweitwinkel Zoom-Objektiv, wie dem Tamron 15-30 mm F/2,8 kommt es schon deutlich zu Verzeichnungen und Vignettierungen, welche sich mithilfe der Objektivkorrektur von Lightroom problemlos entfernen lassen.

Vorher / Nachher

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Fazit / Empfehlung

Schon erstaunlich, was Lightrooms Automatikfunktion mittlerweile leistet. Das perfekte Bild sollte man dennoch nicht erwarten! Mit ein bisschen zusätzlichem Feintuning ist die Bildentwicklung dann allerdings recht schnell abgeschlossen. Lightroom bietet hierfür alle nötigen Werkzeuge; von der globalen über die selektive Korrektur, bis hin zu hochwertigen Werkzeugen zum Schärfen und Entrauschen. Nicht zu vergessen die umfangreichen Möglichkeiten der Bereichs – und Objektivkorrektur. Meinen Artikel mit Tipps zum Workflow für Lightroom Einsteiger findet ihr hier.

Grafik, Wissen, logo, Stefan Mohme ,schwarzweiss

Möchtet ihr tiefer in Lightroom einsteigen, schaut euch auch meine neue Lightroom Artikelserie an. Mein Inhaltsverzeichnis mit allen meinen zu Lightroom erschienen Artikeln findet ihr hier. Der Schlüssel zu einer unkomplizierten Bildentwicklung liegt einerseits in der abgestimmten Belichtung und andererseits in der Nutzung der RAW Datei. Diese erlaubt natürlich bei weitem mehr Korrekturen, als jedes JPEG. Gerade auch für den abschließenden Druck ist ein gut ausgearbeitetes Bild extrem wichtig, um alle Details gut zu Papier zu bringen! Meine nächste Folge „Making Off“ folgt am 01.09.2020

Hier findet ihr meine Artikelserie Fine Art Printing.

Meine Buchempfehlungen findet ihr hier.

Mein Fotozubehör hier.

Artikel zu den technischen Unterschieden bei PC Monitoren.

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Über den Autor

Mein Name ist Stefan Mohme, ich bin60 Jahre alt, verheiratet und habe 3 Kinder. Leider musste ich aus gesundheitlichen Gründen meinen Beruf vor 12 Jahren aufgeben. Fotografieren hat mich schon immer interessiert, so ist dann aus meinem Hobby dieser Blog entstanden. In meiner Galerie und auf meiner Portfolio-Seite findet ihr einen Überblick meiner aktuellen Arbeiten. Ich hoffe, Euch gefällt das eine oder andere. Grundsätzlich sind alle Fotos verkäuflich sowohl als digitaler Download als auch als Print bis A2, direkt über mich verfügbar. Bei Interesse oder Sonderwünschen bitte gerne mailen.

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