Fotottipp, Folge 43: Das Weitwinkel richtig nutzen,Teil2 Vordergrund.
Fototipp, Folge 43: Das Weitwinkel richtig nutzen. Heute geht es in meinem Fototipp wieder um die Fotografie mit dem Weitwinkel. In der Landschaftsfotografie sozusagen die „Standardbrennweite“! Bildgestaltung mittels Strukturierung Vordergrund, Mittelgrund und Hintergrund.
Da die Weitwinkelfotografie sehr spezielle Anforderungen stellt, habe ich mich entschieden zwei Folgen Fototipp damit zu gestalten. In der ersten Folge geht es hauptsächlich um die grundsätzlichen Herausforderungen der Weitwinkelfotografie und die Erzeugung von Bildtiefe mittels verschiedenen Techniken.
Nikon z 14-30 mm F/4,0 s-Line*
Denn viel hilft nicht immer viel! Viel leerer Raum ist absolut kontraproduktiv! In der heutigen zweiten Folge steht die Vordergrundgestaltung im Fokus. Die erste Folge findet ihr hier.
Fototipp, Folge 43
Das Weitwinkel richtig nutzen, Bildgestaltung mittels Vordergrund.
Ansprechende Fotos mit dem Weitwinkel machen
Vordergrund macht Bild gesund! Die Bildgestaltung ist eine bewusste Aktion. Du entscheidest, was die Bildaussage sein soll und welche Gestaltungsmittel eingesetzt werden. Der Vordergrund ist seit den Anfängen der Fotografie in vielen Landschaftsbildern das Gestaltungselement, welches Weite und Tiefe vermitteln sollen.
Ohne dieses wichtige gestalterische Element verlieren viele Bilder ihre Plastizität und können nur schwerlich die Weite / Tiefe der Landschaft in das zweidimensionale Foto übersetzen! Deswegen hat dieses alte Sprichwort „Vordergrund macht Bild gesund“ auch heute noch seine Berechtigung!
Vordergrund macht Bild gesund!
Wer sich gelungene Landschaftsaufnahmen ansieht, wird feststellen, dass die Fotografen in aller Regel viel Wert auf einen markanten Vordergrund gelegt haben. Jedes Foto gewinnt durch einen gut gestalteten Vordergrund an räumlicher Tiefe.
Vordergrund Holzsteg und Geländer
Eine der grundsätzlichen Herausforderungen in der Fotografie ist es, die drei Dimensionen der Realität in die zweidimensionale Abbildung zu überführen! Um also in einem zweidimensionalen Foto die dritte Dimension der fotografierten Realität herauszuarbeiten, muss ein räumlicher Eindruck her.
Nikon z 7 *& 14-30 mm F/4,0 s-Line*
Bei Landschaftsaufnahmen ergibt sich eine Tiefenstaffelung häufig durch die Betonung, zumindest aber die überlegte Einbeziehung des Vordergrundes. Landschaftsbilder ohne Vordergrund wirken in aller Regel flach und langweilig, ihnen fehlt die Tiefe. Somit kann der Betrachter ohne solche Fixpunkte wie Vorder- und Mittelgrund die räumliche Ausdehnung nur schwer visualisieren.
Vordergrund Felsen
Idealerweise besteht zwischen dem Vorder- und dem Hintergrund eines Bildes nicht nur eine optische, sondern auch eine inhaltliche Beziehung. Bei vielen Bergfotos sind es die Felsen im Wasser eines Sees, in dem sich die dahinter liegenden Gipfel spiegeln.
Andere Fotos gewinnen Tiefe durch im Vordergrund abgebildete Personen, die sich in einer Landschaft bewegen. Es müssen keine außergewöhnlichen Dinge sein, um den Effekt zu erzielen. In der Regel bietet die Natur / Landschaft alles, was wir zur Bildgestaltung benötigen.
Nikon z 14-30 mm F/4,0 s-Line* & rechts z 14-24 mm F/2,8 s-Line*
Geeigneter Vordergrund
Mit dem Weitwinkel können wir die eigentlich kleinen Felsen im Vordergrund stark betonen, indem wir diese einfach groß ins Bild setzen. Den Betrachter führt quasi kein Weg daran vorbei. Auch Straßen, Wege oder markante Linien, die ins Bild hineinleiten, können Vorder- und Hintergrund miteinander verbinden und das Auge des Betrachters führen.
Ob man nun Blüten, Treibholz, Kieselsteine, einen knorrigen Baum, ein Schaf, Ihre Füße oder einen Priel im Wattenmeer als Vordergrund nutzt, der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Erlaubt ist, was funktioniert und was einem selbst gefällt und vor allem, was man vor Ort vorfindet!
Harz Brockenaufstieg über das Eckerloch
Das, was die Landschaft uns bietet, können wir immer für die Bildgestaltung einsetzen. Selbst so profane Dinge wie die Straße, Felsen oder Totholz eignet sich hervorragend für unsere Bildgestaltung. Diese Dinge sind ja in der Regel nicht das Hauptmotiv, sondern sollen den Betrachter lediglich unterstützen, dieses zu erkennen und das Bild zu strukturieren! Das menschliche Auge benötigt „Führung“, und dem Auge ist es egal, woran es sich orientieren kann!
Natürlich braucht nicht jedes Bild einen Vordergrund. Er kann jedoch in vielen Fällen auch aus einem langweiligen Foto einen echten Hingucker machen. Oftmals kommt es auf den Kamerastandpunkt an. Hierbei gilt es, einmal die Komfortzone zu verlassen und – wenn vorhanden – das Klappdisplay moderner Kameras zu nutzen. Damit sind dann auch ohne Probleme tiefe Kamerastandpunkte ohne große Verrenkungen möglich! Dieser überraschende und ungewohnte Kamerastandpunkt sorgt mithilfe des Weitwinkels für viel Tiefe im Bild.
Die Weite in jedem Landschaftsbild wird umso deutlicher, je markanter Vorder-, Mittel- und Hintergrund ausgeprägt sind, dabei aber zueinander in Beziehung stehen. Viel Landschaft darzustellen ohne ein „leeres“ Bild zu produzieren ist gerade mit Ultraweitwinkeln häufig eine Herausforderung. Dazu kommen hohe Anforderungen an die Bildschärfe!
Harz, Brockenblick zum Wurmberg
Denn wenn man sich für einen markanten Vordergrund entscheidet und sich dieser „präsent“ im Bild befindet, sollte die Bildschärfe diesen Bereich unbedingt mit einschließen! Die sogenannte Hyperfokale Distanz ist hier sehr hilfreich um die Schärfeausdehnung im Bild optimal zu gestalten!
Kriterien für den perfekten Standpunkt sind
- der Hintergrund sollte zum Motiv passen und keine störenden oder ablenkenden Elemente enthalten. In der Landschaftsfotografie ist dies der Himmel und alles andere, was mehr als 10 m von einem entfernt ist.
- die Größenverhältnisse zwischen Motiv und Hintergrund. In der Regel verwenden wir ein Weitwinkel, mit dem man nahe an den Vordergrund herankommt. Dadurch wird der Vordergrund überbetont und das Foto bekommt dadurch besonders viel Tiefe.
- Feintuning kann man mit der Vogel- oder Froschperspektive machen. Ich verwende häufig die Froschperspektive, die einen nahe an den Boden bringt. Dort findet sich immer ein brauchbarer Vordergrund (der Bereich bis 1,5 m).
- Nachdem man den perfekten Standpunkt gefunden hat, kann man mit dem Zoom den Bildinhalt fein justieren.
Toter Baum im Bayrischen Wald
Zusammengefasst
Die Bildgestaltung, insbesondere die Anordnung der einzelnen Elemente eines Bildes, ist das Kernstück jeder Fotografie. In der Landschaftsfotografie wirken die Naturbilder insbesondere dann imposant, wenn das Foto dem Betrachter eine weite Räumlichkeit wie in der Realität vermittelt.
Wiesenblumen, Dolomiten mit Marmolatablick
Ein Einblick in ein weites Tal, ein Ausblick in die Ferne über viele Berggipfel, endlos scheinende Landschaften; all das wirkt imposant. Zumindest in der Realität; auf einem zweidimensionalen Bild ist die Darstellung dieser Räumlichkeit schon einiges schwieriger.
Doch es gibt ein einfaches Stilmittel, um diese Räumlichkeit auch auf 2D-Bildern darzustellen: die verschiedenen Ebenen. Das Sprichwort „Vordergrund macht Bild gesund“ ist bei der Landschaftsaufnahme so wahr, wie bei keinem anderen Fotografie-Stil. Dank Vordergrund, Mittelgrund und Hintergrund fließen verschiedene räumliche Dimensionen in das Bild ein.
Macchiabewuchs im Inland von Sardinien
Das Naturfoto erhält so eine räumliche Tiefe, der Betrachter des Fotos spürt dank des Größenverhältnisses zwischen dem Vorder- und Hintergrund förmlich den Raum und die Weite der Landschaft. Suche dir für den Vordergrund einfache Sachen wie Steine, Felsvorsprung, Pflanzen, Gegenstände, das entfaltet seine Wirkung perfekt.
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Fazit / Empfehlung
Wie man an den obigen Bildbeispielen erkennen kann, ist der Vordergrund in der Landschaftsfotografie bei Verwendung eines Weitwinkel tatsächlich einer der entscheidenden Gestaltungspunkte. Zum einen, um die räumliche Tiefe zu visualisieren. Zum anderen, um einen interessanten und spannenden Bildeinstieg für den Betrachter zu bekommen.
Das Schöne am „Vordergrund“ ist, dass dieser eigentlich immer zumindest bei Landschaftsaufnahmen zu unseren Füßen liegt. Wir müssen nur genau hinschauen und unsere Kameraposition entsprechend anpassen! Bodennah ist hier das Stichwort! Meinen allgemeinen Artikel mit Tipps zur Landschaftsfotografie findet ihr hier. Alles zur Ausrüstung dafür könnt ihr hier nachlesen. Was ich unterwegs beim Wandern dabei habe, findet ihr hier.
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