Fototipp, Folge 33; den Horizont im Auge behalten!
Eine der elementarsten Dinge in der Landschaftsfotografie ist der Horizont. Als Trennlinie zwischen Himmel und Erde ist er in der Regel sehr signifikant. Er teilt und gewichtet das Bild. Seine Platzierung ist eine wichtige Aufgabe in der Bildkomposition. Daher sollte man diesem wichtigen Bilddetail auch sein besonderes Augenmerk widmen.
Fototipp, Folge 33
Den Horizont im Auge behalten!
Hält man die Kamera gerade und schaut durch den Sucher, liegt der Horizont in der Mitte des Bildes. Häufig sieht man den Horizont nicht direkt. Das liegt daran, dass er z.B. durch Objekte im Vordergrund verdeckt ist. Allerdings wird auch dann der Fluchtpunkt auf der Horizontlinie liegen. Bei geometrischen Motiven wird man also immer erahnen, wo der Horizont liegt.
Ein Horizont in der Mitte ist in der Regel spannungslos, führt nicht zu stürzenden Linien und ergibt oft die langweiligste aller möglichen Bildvarianten. Den Horizont aus der Bildmitte zu rücken, ist also meistens ein Vorteil. Dabei beeinflusst die resultierende Lage des Horizonts die Bildstimmung stark. Sobald man den Horizont weit unten ins Bild legt, wird die Ferne und Weite der Landschaft betont, das Bild wirkt leicht und offen.
Im wahrsten Sinne des Wortes luftig, da der Himmel einen großen Teil des Bildes einnimmt. Wenn man den Horizont im Bild nach oben setzt, betont man die Schwere und die Nähe. Das Objektiv ist nach unten geneigt und erfasst mehr vom Boden. Somit erzeugt man durch eine solche Bildaufteilung eine Landschaft, durch die das Auge hindurchwandern kann, bis es an die Himmelskante stößt.
Natürlich kann die Horizontlinie auch unterhalb oder oberhalb der Bildgrenzen liegen, was zur Vereinfachung des Bildaufbaus beiträgt. Wenn der Horizont oberhalb liegt, bekommt das Bild etwas Geschlossenes, wenn er unterhalb liegt, steht das Motiv gegen den Himmel oder es ist der Himmel selbst.
Wo ist nun aber der Horizont am besten zu platzieren?
Grundsätzlich gilt: Platziere diesen möglichst nicht in der Mitte des Bildes. Das wirkt meist langweilig und führt dazu, dass sich der Betrachter nicht so wirklich entscheiden kann, wo er denn nun eigentlich hinschauen soll. Auch wird so kein wirklicher Schwerpunkt im Bild gesetzt; beide „Bildteile“ sind ja auch gleich gewichtet. Besser ist es, den Horizont anhand der Drittelregel (bzw. des Goldenen Schnittes), auf die obere oder untere Drittellinie zu legen.
Platzierung des Horizontes im unteren Drittel
In das untere Drittel lege ich den Horizont natürlich immer dann, wenn ich den Himmel besonders betonten möchte. Gründe dafür können die folgenden sein:
- Besonders schöne Wolkenformationen.
- Ein herrlich vom Sonnenuntergang gefärbter Himmel.
- Bildbestandteile, die den Horizont ganz natürlich „nach unten drücken“.
Ein niedrig platzierter Horizont gibt dem Bild zudem Stabilität und sorgt dafür, dass das Bild „gesetzter wirkt“.
Platzierung des Horizontes im oberen Drittel
Auf die obere Drittellinie legt man den Horizont dagegen in folgenden Fällen:
- Betonung besonders spannender Landschaften oder Strukturen.
- Wenn der Himmel langweilig und wenig spannend wirkt.
- Zur Hervorhebung interessanter Vordergrundobjekte.
Außerdem gibt ein hoch platzierter Horizont dem Betrachter ein Gefühl von Höhe und kann ihm den Eindruck verschaffen, eine Szene von oben zu betrachten. Beispiele für einen im oberen Drittel platzierten Horizont:
Platzierung des Horizontes in der Mitte
Es kann jedoch auch Situationen geben, wo ich den Horizont ganz bewusst in die Mitte legen möchte. Immer dann z.B., wenn ich die Symmetrie besonders betonen möchte. Ein See oder ein Gewässer mit einer schönen Spiegelung wäre so ein Beispiel. In solchen Situationen kann man den Horizont sehr wohl entgegen der Grundregel mittig platzieren.
Beispiele für einen mittig platzierten Horizont:
Gibt es noch mehr Möglichkeiten, um die Horizontlinie zu platzieren?
Im Grunde genommen ist die Platzierung des Horizonts vor allem eins: persönliche Geschmackssache! Je nach Situation und beabsichtigter Bildaussage kann man den Horizont auch noch deutlich niedriger oder eben auch deutlich höher platzieren. Im folgenden Beispiel sollte die Einsamkeit des einzelnen auf der Wiese stehenden Baumes besonders betont werden. Also habe ich den Horizont sehr niedrig platziert, sodass die Weite des blauen Himmels zusätzlich diesen Eindruck verstärkt.
Im zweiten Bild dagegen ist dieser sehr hoch platziert. Der Himmel war in diesem Fall leer und langweilig, ohne jegliche Wolken. Davon abgesehen wollte ich die vielen Getreideähren auf dem unendlich großen Feld betonen.
Fazit / Empfehlung
Die Lage des Horizontes kann die Bildaussage stark unterstützen! Auch hier gibt es einige „Grundregeln“, welche man anwenden kann, wenn man sich unsicher ist. Meinen Artikel über die fotografischen Grundregeln findet ihr hier. Allerdings gilt auch hier: erlaubt ist, was die Bildwirkung unterstützt und was einem persönlich gefällt! Wichtig: auch immer einmal von den „Standards“ abweichen, um hin und wieder für überraschende Bildeindrücke zu sorgen. Je erfahrener man ist, umso mehr kann man mit diesen Gestaltungselementen spielen!
Meine Wissen Artikel findet ihr hier.
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Ich bin Anfänger in der Fotografie. Dies sind sehr nützliche Informationen für mich, vielen Dank
Hallo Jacob,
vielen dank für deinen positiven Kommentar und weiterhin viel Spaß mit der Fotografie!Du findest eine Menge nützliche Infos auf meinem Blog dazu.
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Stefan