Fototipp, Folge 28: Vordergrund macht Bild gesund!
Vordergrund macht Bild gesund! Die Bildgestaltung ist eine bewusste Aktion. Du entscheidest, was die Bildaussage sein soll und welche Gestaltungsmittel eingesetzt werden. Der Vordergrund ist seit den Anfängen der Fotografie in vielen Landschaftsbildern das Element, welches Weite und Tiefe vermitteln sollen.
Ohne dieses wichtige gestalterische Element verlieren viele Bilder ihre Plastizität und können nur schwerlich die Weite / Tiefe der Landschaft in das zweidimensionale Foto übersetzen! Deswegen hat dieses alte Sprichwort „Vordergrund macht Bild gesund“ auch heute noch seine Berechtigung!
Fototipp, Folge 28
Vordergrund macht Bild gesund!
Wer sich gelungene Landschaftsaufnahmen ansieht, wird feststellen, dass die Fotografen in aller Regel viel Wert auf einen markanten Vordergrund gelegt haben. Jedes Foto gewinnt durch einen gut gestalteten Vordergrund an räumlicher Tiefe. Eine der grundsätzlichen Herausforderungen in der Fotografie ist es, die drei Dimensionen der Realität in die zweidimensionale Abbildung zu überführen! Um also in einem zweidimensionalen Foto die dritte Dimension der fotografierten Realität herauszuarbeiten, muss ein räumlicher Eindruck her.
Bei Landschaftsaufnahmen ergibt sich eine Tiefenstaffelung häufig durch die Betonung, zumindest aber die überlegte Einbeziehung des Vordergrundes. Landschaftsbilder ohne Vordergrund wirken in aller Regel flach und langweilig, ihnen fehlt die Tiefe. Somit kann der Betrachter ohne solche Fixpunkte wie Vorder- und Mittelgrund die räumliche Ausdehnung nur schwer visualisieren.
Vordergrund Felsen und Grass, Sardinien Capo Testa
Idealerweise besteht zwischen dem Vorder- und dem Hintergrund eines Bildes nicht nur eine optische, sondern auch eine inhaltliche Beziehung. Bei vielen Bergfotos sind es die Felsen im stillen Wasser eines Sees, in dem sich die dahinter liegenden Gipfel spiegeln. Andere Fotos gewinnen Tiefe durch im Vordergrund abgebildete Personen, die sich in einer Landschaft bewegen. Es müssen keine außergewöhnlichen Dinge sein, um den Effekt zu erzielen. In der Regel bietet die Natur / Landschaft alles, was wir zur Bildgestaltung benötigen.
Vordergrund Hinweisstein, Kroatien Vojak Gipfel
Geeigneter Vordergrund
Mit dem Weitwinkel können wir die eigentlich kleinen Felsen im Vordergrund stark betonen, indem wir diese einfach groß ins Bild setzen. Den Betrachter führt quasi kein Weg daran vorbei.
Auch Straßen, Wege oder markante Linien, die ins Bild hineinleiten, können Vorder- und Hintergrund miteinander verbinden und das Auge des Betrachters führen. Ob man nun Blüten, Treibholz, Kieselsteine, einen knorrigen Baum, ein Schaf, Ihre Füße oder einen Priel im Wattenmeer als Vordergrund nutzt, der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Erlaubt ist, was funktioniert und was einem selbst gefällt und vor allem, was man vor Ort zur Verfügung hat!
Vordergrund Straße, Thüringen Hainich
Das, was die Landschaft uns bietet, können wir immer für die Bildgestaltung einsetzen. Selbst so profane Dinge wie die Straße im oberen Bild, Felsen oder Totholz eignet sich hervorragend für unsere Bildgestaltung. Diese Dinge sind ja in der Regel nicht das Hauptmotiv, sondern sollen den Betrachter lediglich unterstützen, dieses zu erkennen und das Bild zu strukturieren! Das menschliche Auge benötigt „Führung“, und dem Auge ist es egal, woran es sich orientieren kann!
Harz Brockenaufstieg über das Eckerloch
Natürlich braucht nicht jedes Bild einen Vordergrund. Er kann jedoch in vielen Fällen auch aus einem langweiligen Foto einen echten Hingucker machen. Oftmals kommt es auf den Kamerastandpunkt an. Hierbei gilt es, einmal die Komfortzone zu verlassen und – wenn vorhanden – das Klappdisplay moderner Kameras zu nutzen. Damit sind dann auch ohne Probleme tiefe Kamerastandpunkte ohne große Verrenkungen möglich! Dieser überraschende und ungewohnte Kamerastandpunkt sorgt mithilfe des Weitwinkels für viel Tiefe im Bild.
Harz, Brockenblick zum Wurmberg
Kriterien für den perfekten Standpunkt sind
- der Hintergrund sollte zum Motiv passen und keine störenden oder ablenkenden Elemente enthalten. In der Landschaftsfotografie ist dies der Himmel und alles andere, was mehr als 10 m von dir entfernt ist.
- die Größenverhältnisse zwischen Motiv und Hintergrund. In der Regel verwenden wir ein Weitwinkel, mit dem man nahe an den Vordergrund herankommt. Dadurch wird der Vordergrund überbetont und das Foto bekommt besonders viel Tiefe.
- Feintuning kannst du mit der Vogel- oder Froschperspektive machen. Ich verwende häufig die Froschperspektive, die einen nahe an den Boden bringt. Dort findet sich immer ein brauchbarer Vordergrund (der Bereich bis 1,5 m).
- Nachdem man den perfekten Standpunkt gefunden hat, kann man mit dem Zoom den Bildinhalt fein justieren.
Toter Baum am Straßenrand, Thüringen
Zusammengefasst
Die Bildgestaltung, insbesondere die Anordnung der einzelnen Elemente eines Bildes, ist das Kernstück jeder Fotografie. In der Landschaftsfotografie wirken die Naturbilder speziell dann imposant, wenn das Foto dem Betrachter eine weite Räumlichkeit wie in der Realität vermittelt. Ein Einblick in ein weites Tal, ein Ausblick in die Ferne über viele Berggipfel, endlos scheinende Landschaften; all das wirkt imposant. Zumindest in der Realität; auf einem zweidimensionalen Bild ist die Darstellung dieser Räumlichkeit schon einiges schwieriger.
Wiesenblumen, Dolomiten mit Marmolatablick
Doch es gibt ein einfaches Stilmittel, um diese Räumlichkeit auch auf 2D-Bildern darzustellen: die verschiedenen Ebenen. Das Sprichwort „Vordergrund macht Bild gesund“ ist bei der Landschaftsaufnahme so wahr, wie bei keinem anderen Fotografie-Stil. Dank Vordergrund, Mittelgrund und Hintergrund fließen verschiedene räumliche Dimensionen in das Bild ein.
Das Naturfoto erhält so eine räumliche Tiefe, der Betrachter des Fotos spürt dank des Größenverhältnisses zwischen dem Vorder- und Hintergrund förmlich den Raum und die Weite der Landschaft. Suche dir für den Vordergrund einfache Sachen wie Steine, Felsvorsprung, Pflanzen, Gegenstände, das entfaltet seine Wirkung perfekt.
Macchiabewuchs an der Küste von Orbetello, Italien Toskana
Fazit / Empfehlung
Wie ihr an den obigen Bildbeispielen erkennen könnt, ist der Vordergrund tatsächlich der entscheidende Gestaltungspunkt. Zum einen, um die räumliche Tiefe zu visualisieren. Zum anderen, um einen interessanten und spannenden Bildeinstieg für den Betrachter zu bekommen. Das Schöne am „Vordergrund“ ist, dass dieser eigentlich immer zumindest bei Landschaftsaufnahmen zu unseren Füßen liegt.
Wir müssen nur genau hinschauen und unsere Kameraposition entsprechend anpassen! Bodennah ist hier das Stichwort! Meinen allgemeinen Artikel mit Tipps zur Landschaftsfotografie findet ihr hier. Alles zur Ausrüstung dafür könnt ihr hier nachlesen. Was ich unterwegs beim Wandern dabei habe, findet ihr hier.
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