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Kleine Papierkunde Teil 2, Fine Art Papiere.

Kleine Papierkunde Teil 2, Fine Art Papiere.

In meinem zweiten Teil meiner kleinen Papierkunde geht es um die sogenannten Fine Art Papiere. Wie ist die Definition dafür? Was gibt es für Unterschiede? Muss ich für gute Drucke immer Fine Art Papiere verwenden? All das soll der zweite Teil meiner Papierkunde Fine Art Papiere beantworten. Teil1 dazu findet ihr hier, dieser beschäftigt sich mit den normalen Fotopapieren. Welche Unterschiede gibt es, was ist zu beachten?

Eine kleine Papierkunde

Teil 2, Fine Art Papiere.

PE Papiere sind Massenpapiere (sie entsprechen dem typischen belichteten Photopapier), sind kostengünstig und kommen nur in zwei Oberflächen: Glanz oder Pearl/Lustre/Semimatt. Die Bildqualität ist auf diesen Papieren nicht schlechter, als auf Fine Art Papieren. Nur der „Charakter“ ist auf ein Minimum reduziert. Schnell, günstig, universell – passt immer. Ideal für kurzfristige Präsentationen oder Konzepte und als Arbeitskopie. Vielerorts herrscht die Meinung vor, dass Fine Art mit dicken und matten Papieren gleichzusetzen ist. Aber so einfach ist es nicht. Welche Qualitätskriterien echte Fine-Art-Papiere erfüllen müssen und für welche Zwecke man sie am besten einsetzt, werden ich in diesem Artikel schildern. In Teil 1 habe ich mich ja ausgiebig mit den „normalen Fotopapieren“ beschäftigt.

Fine Art Papiere sind Künstlerpapiere bzw. leiten sich davon ab. Begonnen hat die Ära der Inkjet-Fine-Art-Papiere ca. 1997, als der Papierhersteller Hahnemühle anfing, seine Künstlerpapiere für den Tintenstrahldruck zu beschichten. Nach einem Jahrzehnt feiert Hahnemühle Geburtstag mit einem Portfolio von 24 Medien, die sich für Digitalfotografen eignen. Die Beschichtung der Fine-Art-Papiere ist häufig eine matte poröse Beschichtung. Sie ist von der Zusammensetzung her ähnlich wie die mikroporöse, die für den normalen Fotodruck eingesetzt wird.

Fine art papiere

Tecco BWR 305 Bright White Rag

Die Schicht, die auf Fine-Art-Papiere aufgetragen wird, ist wesentlich gröber. Sie besteht überwiegend aus Kieselsäure (Silica), Bindemittel und – je nach Anwendung – etwas optische Aufheller. Ein großer Unterschied zu normalen Fotopapieren ist die fehlende Sperrschicht zwischen Papierträger und Tintenaufnahmeschicht. Ist die Empfangsschicht übersättigt, dringt die Tinte in die Grundschicht ein, die Farben verlaufen, und das Papier beginnt sich zu wellen (cockling). Um das zu verhindern, sind die Fine-Art-Beschichtungen besonders hoch auflösend. Die naheliegendste Alternative ist eine andere Treibereinstellung für das entsprechende Papier.

Fine Art Papiere, Haltbarkeit / Weißgrad

Neben der fehlenden Beschichtung gibt es noch weitere Unterschiede zum regulären Fotopapier. An Fine-Art-Papiere wird der Anspruch einer hohen Haltbarkeit gestellt. Aus diesem Grund muss das Papier säure- und ligninfrei sein. Das schützt vor Säurefraß und Vergilben. Das Papier wird daher entweder aus Alpha-Zellulose oder Linters hergestellt (Linters bestehen aus dem Fasermaterial der Samenkapsel der Baumwollpflanze). Ein weiterer wichtiger Punkt bei den Fine-Art-Papieren ist die Verwendung von optischen Aufhellern bzw. deren Nicht-Verwendung. Optischen Aufhellern wird nachgesagt, dass sie schnell verfallen und damit die Optik des Papiers langfristig beeinträchtigen.

Fine art papiere

Tecco PFR 295 FineArt Rag

Aus diesem Grund versuchen die Hersteller von Fine-Art-Papieren weitestgehend, auf deren Verwendung zu verzichten. Natürlich ist das nicht immer möglich, da viele Fotografen auch hochweiße Papiere wünschen. Es gibt daher naturweiße Papiere, die keine Aufheller besitzen, weiße Papiere mit wenig Aufheller und hochweiße Papiere mit einem Weißgrad von 100 bis 110 Prozent. Bei der Verwendung von Alpha-Zellulose und Linters kann höchstens ein Weißgrad von maximal 95 Prozent erreicht werden. Optische Aufheller sind also nötig, aber in Maßen. Im Falle von Hahnemühle wird der Einsatz von optischem Aufheller bei hochweißen Papieren auf 0,1 bis 0,8 Prozent beschränkt.

Diese werden direkt der Papiersubstanz zugefügt und nicht nur der Tintenaufnahmeschicht wie beim herkömmlichen Fotopapier. Manche Fine Art Puristen lehnen Weißmacher grundsätzlich ab, weil deren Wirkung mit den Jahren nachlässt und das Papier dann an Leuchtkraft verliert (das ist kein vergilben, aber eine vorhersehbare Veränderung zum natürlichen Farbton des Papiers). Wenn das kein Kriterium ist, sollte die Anwendung entscheiden, welches Papier zum Einsatz kommt. Im allgemeinen gilt: Schneebilder sollten nicht auf Warmton-Papieren gedruckt werden und grafische Motive können mehr Kälte vertragen als romantische Motive.

Fine Art Papiere, Haptik / Glanz

Das, was ein Fine Art Papier auf den ersten Blick ausmacht, ist die Optik und die Haptik. Es sollte sich wie ein hochwertiges Künstlerpapier anfühlen, die Struktur muss erkenn- und fühlbar sein und dem Bild einen besonderen „Anmutung“ verleihen. In der Optik gibt es auch im Fine-Art-Segment die Wahl zwischen glatt und stärker strukturiert oder matt, seidenmatt und glänzend. Physikalisch bedingt ist die maximale Farbsättigung oder das maximale Schwarz auf einem matten Papier immer geringer, als auf einem glänzenden Papier. Wenn das Bild also mit starken Kontrasten arbeitet oder in den Tiefen feinste Details unterscheidbar bleiben müssen, so ist dies auf einem Papier mit Glanz eher zu erreichen. Matte Papiere spielen ihre Stärken oft in sanften, samtigen Szenen aus, wo die Weichheit der Oberfläche mit der Bildaussage harmoniert.

Unterschiedliche Weißgrade beim Fine Art Papier

Im direkten Vergleich mit Fotopapier wirken die Fine Art Kandidaten meist rauher und fusseliger. Das kann bei manchen Druckern zu Problemen beim Papiereinzug führen, wenn Faserteile und anderer Papierabrieb die Transportrollen behindern. In manchen Fällen hilft es, einfach einige Normalpapiere durch den Drucker zu lassen, um den Schmutz abzuführen. Bei den beschichteten Papieren der „Barytklasse“ reichen die Oberflächen von „glatter Glanz“ über „genarbter Glanz“ bis zum „seidenmatten Glanz“, je nachdem, welches Basismedium zum Einsatz kam und ob und wie durch die Barytage die Oberfläche geschlossen wurde.

Fine art papiere

Sihl Masterclass Druckerpapiere

Papiergewicht ist bei den meisten handelsüblichen Fotodruckern die Obergrenze dessen, was die Druckerhersteller für empfehlenswert halten. Für die „ganz dicken Dinger“ (also Karton) empfiehlt sich entsprechend ein höherwertiger Drucker. Die Auswahl im Bereich bis 300 g/m² ist aber bei den meisten Papierherstellern für Fine-Art-Drucke ausreichend groß, so dass man auch mit dem eigenen Fotodrucker Drucke in Leinwandoptik erstellen kann.

Fotopapier von Tecco mit Verpackung

Von vielen Fine Art Papieren sind auch kleine Formate wie 13 x 18 cm erhältlich.

Für den Umgang mit Fine Art Medien gilt es zu beachten, dass Papiere aus Zellulose-Fasern stärker auf Feuchtigkeitsschwankungen reagieren als die mit Baumwollfasern. Eine Luftfeuchtigkeit zwischen 30 und 60 Prozent ist für die Papierlagerung ideal. PE-gesperrte Fotopapiere reagieren auf Luftfeuchtigkeit längst nicht so empfindlich und bleiben stabil. Fine Art Papiere müssen außerdem einen großen Farbraum und sattes Schwarz darstellen können, denn das ist es, was die Fine-Art-Papierhersteller sich auf die Fahnen schreiben. Die Farbdichte wird in Dmax angegeben und sollte bei der Druckfarbe Schwarz über 2,5 liegen.

Verschiedene Papiersorten Fine Art bedruckt

A4 Testdrucke auf unterschiedlichen Fine Art Fotopapieren.

Typische Fine Art Papiere sind beispielsweise Kupferdruckpapiere, Leinwand, Baumwollpapiere oder Büttenpapier. Echtes Büttenpapier erkennt man am gerissenen Rand. Für diese hochwertigen Spezialpapiere, die oft den Einsatz eines speziellen Profidruckers wie die HP Designjet-Serie erfordern, bieten viele Hersteller auf ihren Webseiten ICC-Profile für das Farbmanagement an.

Diese Dateien enthalten Tabellen, mit deren Werten die Farben der Bilddatei in die Druckfarben umgewandelt und auf die Papieroberfläche angepasst werden sollen. Sobald die Datei in das richtige Verzeichnis kopiert wurde, kann sie in Photoshop unter „Drucken mit Vorschau“ ausgewählt werden. Papiersorte und -qualität müssen laut Vorgaben angepasst und das eigene Farbmanagement abgeschaltet werden. Nur dann kann das ICC-Profil richtig greifen.

Fazit / Zusammenfassung

Ein weites Feld! Wer sich anfangs mit dem Fine Art Druck beschäftigt, sollte tatsächlich vorab ein wenig Theorie studieren. Dieser Bereich der Fotografie ist eine kleine Wissenschaft, wenn man wirklich langfristig perfekte Ergebnisse in Form von ausdrucksstarken Drucken produzieren möchte. Aus eigener Erfahrung kann ich jedoch sagen, dass sich dieser Aufwand absolut lohnt! Das Ergebnis sind dann wirklich hervorragende und lange haltbare Drucke, die einen immer wieder zum Staunen bringen, was bei sorgfältiger Vorarbeit auf entsprechendem Papier möglich ist!

Meine persönlichen Papierempfehlungen zum Drucken.

Mein Erfahrungsbericht zum Epson SC P 800

Meine Reihe Drucken Fine Art Printing hier.

Mein Artikel Drucken für Anfänger hier.

Der Artikel Drucken High End hier.

 

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Über den Autor

Mein Name ist Stefan Mohme, ich bin 56 Jahre alt, verheiratet und habe 3 Kinder. Leider mußte ich aus gesundheitlichen Gründen meinen Beruf vor 10 Jahren aufgeben. Fotografieren hat mich schon immer interessiert. In meiner Galerie und auf meiner Portfolio Seite findet ihr einen Überblick meiner aktuellen Arbeiten. Ich hoffe, Euch gefällt das eine oder andere. Grundsätzlich sind alle Fotos verkäuflich sowohl als Digitaler Download als auch als Print bis A2, direkt über mich verfügbar. Schaut auch gerne in meinem Shop vorbei, vielleicht findet Ihr dort etwas passendes. Bei Interesse oder Sonderwünschen bitte gerne mailen.

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