Belichtungsmessung, worauf muss ich achten?
Belichtungsmessung, worauf muss ich achten? Die Belichtungsmessung soll die korrekte Belichtung einer Aufnahme sicherstellen. Hierfür müssen gleich mehrere Faktoren unter einen Hut gebracht werden.
Belichtungsmessung!
Die „richtige“ Belichtung ist von zentraler Bedeutung, einmal für einwandfrei belichtete Fotos, zum anderen für die Bildgestaltung durch den bewussten Umgang mit der Zeit- und Blendeneinstellung.
Belichtungsmessung, Vorbemerkungen
Die Belichtungsmessung stellt mithilfe der einfallenden Lichtmenge und des ISO-Wertes zwei wichtige Faktoren fest. Das wären die Verschlusszeit und die Größe der Blende. Früher war in den Kameras kein Belichtungsmesser oder Sensor verbaut, welcher die Lichtmenge und -intensität ermittelt hat. Fotografen mussten Handbelichtungsmesser verwenden, um die optimale Belichtung manuell zu bestimmen.
Die verschiedenen Messmethoden
Bei der Belichtungsmessung wird zumindest bei Standardmotiven in der Regel eine ausgewogene Belichtung angestrebt. Im Idealfall nimmt die Tonwertkurve des Histogramms dann einen glockenförmigen Verlauf an. Weder Tiefen noch Lichter sollten beschnitten sein. Eine ausgewogene Belichtung ist nur dann realisierbar, wenn der Kontrastumfang von Film beziehungsweise Bildsensor ausreichend ist.
Das bedeutet, dass sowohl Tiefen als auch Lichter des Motivs kpl. Erfasst werden. In vielen Fällen ist der Kontrastumfang insbesondere von DSLRs jedoch nicht ausreichend, um ein Motiv komplett abzubilden. Das macht sich bereits bei normalen Schnappschüssen bemerkbar.
Kritisches Motiv für die Kameraautomatik
Ein klassisches Motiv ist hier das Fotografieren eines Sonnenuntergangs. Mit einem einzigen Bild kann man den Kontrastumfang des Motivs kaum abdecken. Als Fotograf hat man somit nur die Möglichkeit entweder auf die Tiefen oder auf die Lichter zu belichten, in beiden Fällen fehlen am anderen Ende der Tonwertskala dann in der Regel Bildinformationen.
Bei derartigen Motiven gibt es also nicht „die“ richtige Belichtung. Es liegt vielmehr im Ermessen des Fotografen, wo er bei diesen Motiven die Priorität setzen möchte. Aus diesem Grund kann selbst die beste Belichtungsautomatik eine sorgfältig eingestellte manuelle Belichtung zumindest bei schwierigen Motiven nicht ersetzen. Weiß diese doch auch nie, was das Bild-wichtige Motiv ist.
Mehrfeldmessung
Bei den meisten DSLRs ist die Mehrfeldmessung der Standard-Messmodus. Dies funktioniert, indem das gesamte Bild in mehrere Zonen unterteilt wird. Diese Zonen werden dann alle einzeln auf Helligkeit und Kontrast analysiert. Der wichtigste Unterschied zu den anderen Messmethoden ist hier die Anzahl der Messfelder. Je nach Kamera können mehr als tausend verschiedene Messfelder angesprochen und ausgewertet werden.
Daneben fließen Objektivdaten wie die Brennweite und die Fokusentfernung in die Messung mit ein. Außerdem können moderne Kameras noch die Farbverteilung messen, klassischerweise erfasste eine Belichtungsmessung ja nur die Helligkeitsverteilung. Mittels einer Motiverkennung versucht man bei Mehrfeldmessungen die von der mittenbetonten Integralmessung bekannten Fehler zu korrigieren.
Mehrfeld- oder Matrixmessung
Die Qualität der Mehrfeldmessungen hat sich seit der Einführung von den 1980er Jahren bis heute sehr verbessert. Die Mehrfeldmessung hat sich als Standard-Messmethode zwischenzeitlich durchgesetzt. Trotzdem gibt es immer noch 100 % verlässliche Belichtungsmessung.
Gut geeignetes Motiv für die Mehrfeldmessung
Aus diesem Grund kann man immer noch auf die anderen Methoden, zumindest bei hochwertigen DSLRs zurückgreifen. Prinzipbedingt ist eine Mehrfeldmessung immer dann überfordert, wenn das Motiv einen höheren Kontrast aufweist als der Bildsensor selber abbilden kann.
Lichterbetone Belichtungsmessung
Die Kamera richtet sich mit der Belichtung nach den hellsten Motivbereichen. Mit dieser Methode lässt sich der Detailverlust in den »Lichtern« verringern, zum Beispiel beim Fotografieren von Bühnendarstellern im hellen Scheinwerferlicht oder Bildern mit viel hellem Himmelsanteil. Seit ich mit meiner Nikon D750 fotografiere, verwende ich die Lichterbetonte Messung recht häufig.
Wie man an dem unteren Bildbeispiel sieht, führt das natürlich in der Regel zu unterbelichteten Bildern. Diese lassen sich aber ohne Probleme und zu viel Rauschen in Lightroom problemlos wieder aufhellen. Ausgefressene Lichter lassen sich hingegen nicht wieder herstellen!
Belichtung mit Lichterbetonten Belichtungsmessung, Nikon D750
Mittenbetonte Integralmessung
Während Spot- und Selektivmessung bis in die 1990er Jahre noch als Profi-Features galten, war die mittenbetonte Integralmessung vor der Mehrfeld-/ Matrixmessung lange Zeit die Standard-Messmethode. Vom Einsteigermodell bis zur Profikamera war dies die Basismessvariante bis sie von der Mehrfeldmessung, wie wir sie heute kennen, abgelöst wurde.
Bei dieser Messmethode wird ebenfalls das gesamte Sucherfeld angemessen. Die Unterschiede liegen aber in der Gewichtung. Bei der mittenbetonten Integralmessung liegt der Fokus auf der Bildmitte. Je weiter ein Punkt in der Bildmitte liegt, desto höher ist seine Wertigkeit für die Belichtung. Alles, was außerhalb des Bildkreises liegt, wird nur noch schwach gewichtet.
Mittenbetonte Integralmessung
Ausgehend von der Tatsache, dass das Hauptmotiv meist in der Bildmitte liegt, wird dieser Bildbereich bei der Messung höher gewichtet. Ein helles oder dunkles Umfeld beeinflusst das Messergebnis ebenso wenig im Übermaß wie unwichtige kleine Details. So liefert die gute, alte mittenbetonte Integralmessung eine recht hohe Trefferquote. Durch ihre offensichtliche Gewichtung ist diese dann auch noch viel besser einschätzbar als die moderne Mehrfeldmessung.
Gut geeignetes Motiv für die mittenbetonte Integralmessung.
Bei der Mehrfeldmessung weiß der Fotograf letztlich nicht, ob die Kamera eine komplizierte Situation erkennt und selbst gegensteuert oder nicht. Er muss das Ergebnis abwarten und ggf. eine zweite korrigierte Aufnahme machen. Bei der mittenbetonten Integralmessung kennt er schnell die Messcharakteristika der Kamera und kann gegebenenfalls vorher schon korrigieren.
Selektiv- oder Spotmessung
Spotmessung und Selektivmessung unterscheiden sich nicht in ihrer Funktion, sondern nur durch die Größe des vorgegebenen und oft von einer Kreismarkierung im Sucher angezeigten Messbereichs. Von Spotmessung spricht man in der Regel bei einem gemessenen Ausschnitt von etwa 1-6 % der Bildfläche, die Selektivmessung erfasst bis zu 20 %.
Spot- oder Selektivmessung
Beide erlauben damit gezieltes Anmessen bildwichtiger Motivdetails. Eine Spotmessung sorgt nur dafür, dass das erfasste Detail dann mit der Helligkeit mittleren Graus wiedergegeben wird. Wenn das erfasste Detail dem nicht entspricht, werden alle anderen Tonwerte im Bild entsprechend mit in Richtung hell oder dunkel verschoben.
Geeignetes Motiv für die Selektivmessung
Damit ist das entscheidende Element bei der Spotmessung, die Auswahl des „richtigen“ Messbereiches! Einige Kameras erlauben zudem eine Multi-Spotmessung, mit der bis zu 3 Messungen durchgeführt werden können.
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Fazit / Empfehlung
Obwohl die Messsysteme immer ausgefeilter und zuverlässiger werden, wird es immer wieder Situationen geben, in denen man den Messmodus wechseln oder eine manuelle Korrektur vornehmen muss, um mit schwierigen Lichtverhältnissen fertig zu werden. Denn letztlich weiß nur der Fotograf, wie sich das Motiv zusammensetzt. Aber nur mit diesem Wissen ist es möglich das Bild auch entsprechend zu belichten!
Die Kamera kann maximal nur eine intelligente Vermutung anstellen, welche auf mehr oder weniger ausgefeilten Algorithmen beruht. Das ist natürlich keine 100 % verlässliche Grundlage für eine korrekte Belichtung. Daher bietet jede hochwertige moderne Kamera nach wie vor verschiedene Möglichkeiten, um in diesen Prozess gegebenenfalls korrigierend manuell einzugreifen!
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